Edgar Dürholt
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Stahlhandel besonderer Art!

Da meine kaufmännische Lehrfirma nach Abschluss der Lehre keinen interessanten Beruf anbieten konnte, musste ich mich um eine Arbeitsstelle in einem anderen Unternehmen umsehen.

Ich bewarb mich als Stahlvertreter bei einem Wuppertaler Stahlhandel und wurde auch sofort eingestellt. Als Vertreterbezirk erhielt ich den Oberbergischen Kreis.

Doch bevor ich in den Außendienst antreten konnte, wurde ich 1 Woche lang im Verkauf mit den Produkten vertraut gemacht. So erfuhr ich von den 2 Produktqualitäten, die wir auf Lager hatten, nämlich St 33 und St 37.

Damals wurden noch die Ein- und Abgänge auf Karteikarten mit Hand eingetragen und so bemerkte ich sehr schnell, dass wir nur Karteikarten mit St 33 Qualität hatten! Vom Prokuristen wurden wir angehalten dem Kunden ST 37 zu verkaufen, den hatten wir zwar nicht auf Lager, aber für den konnten wir DM 0,50 pro Tonne mehr berechnen! Auf meine diesbezügliche Frage erhielt ich ein verlegenes Lächeln. Somit hatte ich im Grunde schon in der ersten Woche keinen Job mehr, denn dass ich dort nicht bleiben würde, war mir sofort klar. Die Firma gibt es übrigens mit anderem Inhaber auch heute noch! Ob die immer noch so abrechnen?

Wanzen für die Kinderzimmer!

In meinem zweiten Job fuhr ich als Außendienstmitarbeiter für eine Pumpenfabrik quer durch Deutschland. Da kamen schon mal 10.000 km im Monat und mehr zusammen, obwohl mir erklärt worden war, dass sich die Fahrerei in Grenzen halten würde. Aber Grenzen kann man ja auch verschiedenartig interpretieren. In Erinnerung ist mir geblieben, dass ich, nachdem der Inhaber mitbekommen hatte, dass ich mich mit Haus-Elektronik ein wenig auskannte, den Auftrag erhielt für die Kinderzimmer seiner Töchter Abhör-Wanzen zu besorgen.

Sein Vermögen vervögelt!

Ja, auch das ist möglich!

In meinem dritten Job wurde ich so etwas wie der kaufmännische Leiter eines kleinen Werkzeugbaues, schließlich hatte ich auch in meiner ersten Lehre diesen Beruf erlernt. Ich hatte zwar schon von den finanziellen Eskapaden des Inhabers gehört, der sich von den ererbten Millionen laufend neue Autos kaufte und diese dann schon mal in einen Totalschaden verwandelte, doch von seiner sexuellen Seite war mir wenig bekannt.

Eines Tages fuhren wir zu einer Messe in Süddeutschland in seinem Mercedes 300. Am Zielort angekommen fuhren wir nach dem Einchecken sofort in eine Bar mit vielen Bordsteinschwalben. Wir waren noch keine 5 Minuten in diesem Etablissement, da war er auch schon mit einer der Damen auf und davon. Das ging den ganzen Abend so, viermal hintereinander. Ich saß an der Bar und schmachtete vor mich hin, denn ich sollte auf ihn warten, da der Wagen vor der Tür stand und er um 03:00 in der Frühe zurück sei. Als er um 04:00 noch nicht zurück war, wurde ich von der Dame hinter dem Tresen, mit der ich mich den ganzen Abend unterhalten hatte, nach Hause eingeladen. Sie konnte es wohl nicht mehr mit ansehen?!

Später wurde er Angestellter bei einem seiner Bekannten.

ESSO und Co.

Meine erste Lehrfirma war mittlerweile von einem ESSO Unternehmen übernommen worden, denn unter den 6 Erben befand sich wohl keiner, der die Firma hätte weiterführen können. Man bot mir eine Stelle als Sachbearbeiter für Duroplast-Dichtungen an, die dieses ESSO Unternehmen an die  Automobilindustrie lieferte. Ich hatte ziemlich freie Hand und konnte die Zulieferer der großen Autofirmen und teilweise selbst diese ein wenig kennen lernen.

Ich teilte zu Anfang ein Büro mit einem wenig erfolgreich gewesenen Opernsänger, der nun irgendwelche Listen durchforstete. Seine Frau war die Sekretärin einer der beiden Chefs!

Die beiden Herren mochten sich offensichtlich nicht sehr und so kam es immer wieder zu gewaltigen Auseinandersetzungen auf der Chefetage.

Als unser Abteilungsleiter, mit dem ich mich sehr gut verstand, zum Wettbewerb wechselte und Verkaufsgerüchte aufkamen, habe ich mir einen neuen Job gesucht, bei dem ich im April 1969  anfangen sollte. Da ich eine 3-monatige Kündigungsfrist einhalten musste, würde ich folglich bald kündigen müssen. Als ich dies tat, dachten alle, dass ich dem Abteilungsleiter zum Wettbewerb folgen würde. Folglich musste ich meinen Schreibtisch auf der Stelle räumen. Darauf hatte ich spekuliert, denn ich hatte ein Grundstück gekauft und wollte in dem Sommer darauf ein Haus errichten. So traf es sich sehr gut, dass ich sofort aufräumen musste. Nun hatte ich einige Wochen Zeit, um die Vorbereitungen zum Bauen zu treffen!

Prüft man die Teppiche seines Mitarbeiters auf Echtheit

Eine bedeutende Maschinenfabrik bot mir eine sehr interessante Stellung an. Ich sollte nach einem Jahr Einarbeitung im Stammwerk die Leitung eines Vertriebsbüros in einer deutschen Stadt oder aber in irgendeinem Land der Welt in die Geschäftsführung eintreten. Das klang gut! Ich durchlief ein Jahr lang alle kaufmännischen und technischen Abteilungen! Ich habe damals u. A. gelernt eine der größten Kegelradfräsmaschinen nach der Montage einzufahren.

Als das Jahr fast um war, rief mich der Ausbildungsleiter und verkündete mir, dass ich in 2 Monaten nach Berlin umziehen würde, um von dort aus den Osteuropäischen Markt zu betreuen (1970). Wir stellten uns darauf ein! Nach weiteren 4 Wochen wurde ich wieder zu dem Vorgesetzten gerufen und mir wurde verkündet, dass wir nach Hamburg umziehen würden. Dort solle ich das Japangeschäft innerhalb von 3 Jahren kennen lernen, um dann für 3 Jahre nach Japan umzuziehen!

Dies hieß nichts anderes, als dass ich 3 Monate nach Fertigstellung unseres Hauses ausziehen würde und meine Familie 3 Monate später! Trotzdem war ich begeistert, wollte ich nicht schon 1964 mit einem Schiff zur Olympiade nach Tokyo?!

Nun musste ich als Nächstes einen Crash-Kursus in Englisch absolvieren, denn die Korrespondenz mit Japan fand in Englisch statt und meine Schulkenntnisse waren alles andere als ausreichend. Die Berlitz School brachte über meinen erfolgreichen Kursus einen Artikel in die Lokalzeitung (natürlich um für sich zu werben!), worauf meine Eltern und auch ich ein wenig stolz waren.

In unserem Büro in Hamburg herrschte eine ausgesprochen gute Atmosphäre, sodass wir 4 jungen Männer alle paar Wochen einmal auf ein Bier ausgingen oder auch schon mal auf die Reeperbahn. Als wir einmal aus dem Cafe Käse kamen, begegnete uns eine alte Frau. Wir waren gut drauf und fragten das Mütterchen wo sie denn hin wolle? Sie meinte, dass sie in die Herbertstraße gehe, um ihren Platz einzunehmen! Wir schauten uns an und waren ziemlich geschockt, denn sie war bestimmt 75 Jahre alt! Doch sie meinte sie brauche es und ihr Alter könne nicht mehr! Wir haben sie bis zum Eingang ihres Arbeitsplatzes begleitet.

Ein anderes Mal zogen wir wieder auf der Reeperbahn herum, als uns ein gleichaltriger Mann ansprach und fragte, ob er mit uns herumziehen könne. Er machte einen netten Eindruck und wir willigten ein. Unser nächstes Ziel war einer dieser Anmachschuppen auf der Großen Freiheit. Das billigste Angebot für ein Bier und einen Schnaps war DM 20,-! Da haben wir zugeschlagen. Wir saßen noch keine 2 Minuten und genossen die Darbietung im Salambo, da erschienen auch schon ein paar der Damen um uns ihre Dienste anzubieten. Wir lehnten dankend ab, aber die Damen schienen uns nicht verstanden zu haben und bestellten Sekt. Auch unser Hinweis, dass dieser auf eigene Rechnung gehen würde half nicht sie davon abzubringen! Die Damen süffelten ihren Sekt und wollten uns natürlich an die Wäsche, um uns dann erst richtig abzuzocken. Irgendwie hatten wir ein ziemlich ungutes Gefühl und fragten nach der Rechnung. Die war nun etwas anders ausgefallen als in unserer Vorstellung, denn dort standen nicht nur unsere Sonderangebote drauf, sondern auch die Sektflaschen, d.h. wir sollten etwa DM 2.000,- zahlen. Unser Gezeter brachte nur einen riesigen dunkelhäutigen Kerl in Bewegung, der äußerst deutlich zu verstehen gab, dass dies von uns zu begleichen sei. Wir waren ein wenig verängstigt, denn wir malten uns wahrscheinlich schon unsere verbeulten Gesichter aus. Doch nun wurden wir wirklich total überrascht, denn unser Begleiter zückte plötzlich einen Ausweis, der ihn als Kriminalbeamten auswies! Wir waren gerettet, die blauen Gesichter blieben uns erspart. Selbst der Riese drohte uns plötzlich nicht mehr.

Als ich im April 1973 in Tokyo-Haneda landete, wurde ich von meinem Vorgänger abgeholt, direkt in das Büro gebracht und dem japanischen Präsidenten, Direktoren und Mitarbeitern vorgestellt. Man hatte zu meiner Begrüßung große Platten Sushi und Sashimi im Konferenzzimmer aufgetischt, an dem sich nun alle labten. Mir wurde ein Teller voller Schrecklichkeiten in die Hand gedrückt, z.B. roher Tintenfisch, Eingeweide von Seeigeln, klitorisförmige Muscheln und andere rohe Fischsorten.

Dass ich einmal ein begeisterter Sushi oder Sashimi Fan werden würde, habe ich mir an diesem Tag nicht vorstellen können. 

Nach kurzer Überlappung mit meinem Vorgänger würde ich nun für die nächsten 3 Jahre als einziger Deutscher und einziger Ausländer im Unternehmen die deutsche Seite repräsentieren. Unsere Firma in Japan war ein Vertriebsunternehmen für im Stammwerk hergestellte Werkzeugmaschinen, Mess- und Testgeräte, aber auch die Vertretung verschiedener anderer deutscher Maschinenbaufabriken.

Meine Aufgabe als einer der 4 Direktoren des Unternehmens war es, den Kontakt mit unserem Ostasienbüro in Hamburg zu unterhalten und meinen japanischen Kollegen zu erklären, was die deutschen Mitarbeiter in Hamburg eigentlich meinten, wenn sie uns etwas erklärten! Der japanische Präsident hatte vor dem Krieg in Berlin Maschinenbau studiert und sprach ganz gut Deutsch, doch wir unterhielten uns meistens nur in Englisch. Wir teilten uns einen großen Raum im Obergeschoß des Gebäudes. Meine beiden japanischen Mitdirektoren waren für den Vertrieb verschiedener Hersteller verantwortlich.

Fast jeden Mittag gingen der Präsident und ich in irgendein ein kleines Restaurant und so lernte ich die verschiedensten japanischen Gerichte kennen, aber auch Kentucky Fried Chicken, denn die aß er sehr gerne.

Neben den 4 Direktoren in der Firma, gab es noch einen weiteren, der der Mitinhaber einer Anwaltskanzlei war und lediglich beim Shareholder Meeting auftrat. Ihn zeichnete aus, dass er sich bei Buffets bestens auskannte. In Japan ist es bei einem offiziellen Anlass, z. B. in einem Bankettsaal eines großen Hotels üblich, dass vor der Buffetfreigabe einige Reden gehalten werden. Ja, auch die Japaner hören sich gerne reden. Dieser Anwalt wusste wie es läuft, folglich stand er immer direkt am Buffet, hörte sich die Reden an und konnte sofort nach Beendigung den Teller volladen! Vollere Teller als bei ihm habe ich nicht wieder gesehen!

 

Vertraglich war zwar vereinbart, dass wir erst nach Beendigung der Vertragslaufzeit für Japan, d.h. nach 3 Jahren wieder nach Deutschland fliegen würden, doch bot uns die Firma bereits einen Flug nach 2 Jahren an.

Auf dem Rückflug nach Tokyo haben wir einen Abstecher über Kenia gemacht und dort eine einwöchige Safari durch Kenia (Massai Mara) und Tansania (Serengeti)  unternommen.

Kurz nachdem wir wieder zurück in Japan waren, besuchte uns der gerade 27 Jahre alt gewordene neue Chef des Unternehmens unserer Firma in Japan. Aus irgendeinem Grund nahm ich ihn mit zu uns nach Hause, wo ich ihn für 1 Minute allein im Wohnzimmer stehen ließ. Er nutzte die Gelegenheit und prüfte mit seiner Schuhspitze die Echtheit des unter ihm liegenden Teppichs! Für mich war dies eine unverschämte Geste eines Gleichaltrigen in einem ihm fremden Haus. Mit anderen Worten, ich war von meinem neuen deutschen Chef begeistert!!

In Gesprächen während der nächsten Tage erklärte er mir, dass ich nach Ablauf der 3 Jahre für 6 Monate in das Hauptwerk zurückkommen solle, um dann anschließend als Geschäftsführer entweder nach Brasilien oder Cleveland, Ohio zu gehen! Ich habe mich zwar bei einem amerikanischen Bekannten, der aus Cleveland stammte, erkundigt, doch Begeisterung kam nicht auf. Als der Zeitpunkt meiner Abreise immer näher kam und man bereits gegen den Willen des japanischen Präsidenten meinen Nachfolger in einem Amerikaner gefunden hatte, entschloss ich mich, mir einen neuen Arbeitgeber zu suchen. In sehr kurzer Zeit hatte ich einen neuen interessanten Arbeitsplatz gefunden.

Beim nächsten Besuch des neuen Chefs, als er mir meinen neuen Vertrag vorlegen wollte, habe ich ihm dann gesagt, dass ich nicht länger für ihn arbeiten wolle. Er muss ziemlich überrascht gewesen sein, denn das Echo aus der Heimatfront verriet dies deutlich.

Mein Nachfolger in Tokyo wurde nach einem ¾ Jahr entlassen, er wollte den Maschinenbauvertrieb wie einen Zahnpastavertrieb organisieren. Nun holte man meinen Vorgänger wieder zurück nach Japan.  

 

Mit meinem Chef während der Jahre in Hamburg habe ich seit über 40 Jahren Kontakt.