Edgar Dürholt
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Sowjetunion, Sibirien und die Mongolei 1974

 

Am 21. Juni 1974 ging der Flug von Niigata nach Chabarowsk

 

Ich bin mir nicht sicher, woher der Gedanke zu Beginn der 70-iger Jahre kam, einen     sibirischen Winter zu erleben. 

 

Da wir Anfang 1973 beruflich nach Japan umzogen, bot sich eine Reise von dort aus an. 

Anfänglich dachte ich dies sei einfach zu bewerkstelligen, doch das sollte sich als Trugschluss erweisen. 

Im Herbst 1973 begann ich die Reise zu planen und fuhr als erstes zur russischen Botschaft in Tokyo um mich nach einem Visum zu erkundigen. Die Antwort zu dieser Frage war, „ja, grundsätzlich können sie ein Visum bekommen.“ 

Doch man verstand nicht, dass ich als Tourist nach Sibirien reisen wollte.

 

Mittlerweile hatten sich meine Pläne bis in die Mongolei ausgeweitet.

Folglich fuhr ich zur mongolischen Botschaft in Tokyo, um mich dort nach Reisemöglichkeiten zu erkundigen. Dort wurde mir erzählt, dass man von Reisen für Jäger wisse, die aber mindestens US $ 10.000, - kosten würde. Man empfahl mir aber mich an Zhuulchin, Travel Office of the Mongolian Peoples Republik zu wenden.

So schrieb ich Ende Februar 1974 an diese Organisation und erhielt auch schon Anfang März die Antwort, dass ich das Travel Center of Japan in Tokyo kontaktieren solle, denn dort könne man mir möglicherweise weiterhelfen.

 

Da ich bei meinen Recherchen in Erfahrung gebracht hatte, dass es eine Zugverbindung von Moskau über Ulan Bator, Mongolei nach Peking gab, konnte ich mir vorstellen diese Verbindung nach Peking zu nutzen, um von dort zurück nach Tokyo zu fliegen.

Ein Besuch in der chinesischen Botschaft mit dieser Frage ergab, dass

die Konsular Mitarbeiter sich einen Passagier, einen Deutschen, der in Tokyo wohnt und über Ulan Bator nach Peking reisen wollte, nicht vorstellen konnten. 

 

Danach habe ich mich an das Travel Center of Japan gewandt, das mir die Mongolen empfohlen hatten. Die einzige Reise des Jahres 1974 in die Mongolei über Sibirien fand allerdings nicht im Winter statt, sondern im Sommer. Damit war mein sibirischer Wintertraum zerstoben und ich musste mich notgedrungen mit der Sommer-Alternative Sibirien/Mongolei zufriedengeben. 

 

Am 20. Juni 1974 fuhren 9 Menschen mit dem Nachtzug von Tokyo nach Niigata, einer Stadt 300 km nördlich von Tokyo am Japanischen Meer gelegen. Von hier würden wir am nächsten Morgen mit einer Aeroflot Maschine nach Chabarowsk in Sibirien fliegen.

1974 hatten Russland und Japan noch eine Reihe Probleme mehr als heute miteinander. Denn Russland hatte 2 Tage nach Abwurf der Atombombe auf Hiroshima das Neutralitätsabkommen mit Japan gebrochen und die zu Japan gehörenden Kurilen Inseln besetzt. 

Dies war ein u. A. Grund dafür, dass die sowjetische Staatslinie Aeroflot 1974 keine Landerechte in Tokyo besaß und wir deshalb von Niigata nach Chabarowsk fliegen mussten.

Am Morgen traf sich der japanische Reiseleiter Washi San, Herr Washi mit seiner Gruppe zum ersten Mal in Niigata im Hotel.

Die Reise-Gruppe bestand aus 2 jap. Zahnärzten, einer amerikanischen Lehrerin, die auf einer US-Militär Basis lehrte, einer jap. Studentin, die Mongolisch studierte, einem jap. buddhistischem Mönch, ein ca. 80-jähriger Japaner, 150 cm groß, der vor 50 Jahren mit einer Kamelkarawane von Peking nach Ulan Bator gezogen war und ich.

 

Die Aeroflot Maschine war mir nicht ganz ungeläufig, denn in 1972 waren wir mit der Aeroflot von Düsseldorf über Kiew nach Sotschi geflogen. Auf diesem Flug konnte ich auf Grund meiner PPL-Lizenz im Cockpit mitfliegen. 

Im Cockpit stand ich Arm in Arm mit dem Bordingenieur hinter den Piloten, denn dieser hatte auch keinen eigenen Sitzplatz. Beim Anflug und Landung hielten wir uns zusätzlich am Sitz des Piloten und Co-Piloten fest.

 

Die Stewardessen des Fluges nach Chabarowsk waren wie man sie sich damals vorstellte, d.h. „sehr Service orientiert“. 

Doch im Board-Verkauf konnte ich etwas erstehen, das mich noch viele Jahre faszinieren sollte. Es war eine winzige wunderbar von Hand bemalte russische Lack Dose von 20 x 30 mm. 

 

Chabarowsk, die Hauptstadt der russischen Region Chabarowskij Kraj an der Mündung des Ussuri in den Amur, ist ein bedeutendes Industriezentrum an der Transsibirischen Eisenbahn mit Eisen- und Stahlindustrie, Ölraffinerien, Fahrzeugbau, Maschinenbau und Holz verarbeitender Industrie. 

Die Stadt hat mehrere Hochschulen, u. a. eine medizinische Akademie und eine Pädagogische Hochschule sowie einige Museen und Theater. 

Die Stadt wurde 1858 als Militärstützpunkt gegründet und wuchs nach dem Anschluss an die Transsibirische Eisenbahn im Jahr 1905 rasch an. 

 

Der Amur bildet auf einer Länge von fast 1900 Kilometern die Grenze zwischen Russland und China. 

Mit einer Länge von 2.874 Kilometern ist der Amur einer der großen Ströme der Welt. Einschließlich des Quellflusses Argun hat das Flusssystem eine Gesamtlänge von etwa 4.416 Kilometern. 

Der Amur ist auf seiner gesamten Länge, bis auf 6 Wintermonate, schiffbar. 

 

Noch heute sehe ich jene Stelle vor mir, auf der ich auf einer Bank hoch über dem Amur sitze und hinüber nach China schaue. Ein Frachtschiff zieht vor mir vorbei und ein einzelnes kleines Ruderboot mit einem Mann liegt unter mir. 

 

Am Vormittag ist eine Stadtrundfahrt angesagt, die allerdings nicht besonders in Erinnerung ist.

Vor dem Intourist Hotel passen uns Leute ab und fragen, ob wir Kleidung wie Jeans oder Strumpfhosen etc. zum Verkaufen haben. 

Ein junger Mann ist dabei, der meinen sehr preiswerten, allerdings mit Nieten übersäten Gürtel aus Kunstleder sieht und sofort verrückt danach ist! 

Allerdings bin ich nicht bereit, ihm meinen Gürtel zu verkaufen, denn die Reise hat gerade erst begonnen und ohne Gürtel geht es sich nicht so gut. 

Zu guter Letzt bietet er eine Hotelangestellte für den Gürtel an, doch keine, die er fragt, will ihm den Gefallen tun. Um das Groteske zu beenden, habe ich ihm den Gürtel versprochen. Allerdings könnte er sich den Gürtel erst nach meiner Rückkehr aus der Mongolei abholen. Der Kerl war wahrhaftig 2 Wochen später am Hotel und hat sich den Gürtel abgeholt! 

 

Chabarowsk ist nicht unbedingt eine schöne Stadt und das Zentrum liegt um das Hotel herum. Eine der Sehenswürdigkeiten soll der Morgenmarkt sein. Also beschließe ich, mir den anzusehen und zu filmen. 

Man müsse sehr früh dort sein, um noch gefüllte Verkaufsstände zu sehen, wurde mir erklärt. Somit war ich 6 Uhr morgens am Markt. 

Es gab nach unserem Verständnis nun wirklich nichts zu sehen, außer jede Menge Gurken und Tomaten. 

Doch dann sah ich plötzlich ein paar Dutzend Leute auf einen anfahrenden Lastwagen zulaufen. Neugierig zog es mich in Richtung Lastwagen, wo die Leute sich mittlerweile in einer Schlange aufgereiht hatten. 

Es waren Kartoffeln auf dem Lastwagen! Nichts Besonderes sollte man meinen, aber offensichtlich nicht im Sommer in Russland! 

Da es sonst nichts Erwähnenswertes zu filmen gab, hielt ich meine Kamera auf die Schlange, die für Kartoffeln anstand. 

Ich hatte die Kamera gerade in Betrieb genommen, da sah ich eine Hand auf meine Linse zukommen. Die Hand versuchte dann mir die Kamera zu entreißen. Natürlich habe ich mich gewehrt und den älteren Herren, zu dem die Hand gehörte, gefragt, was das solle. Er antwortete auf Russisch, was ich natürlich nicht verstand, und er versuchte weiter sich meiner Kamera zu bemächtigen. 

Nun schauten mittlerweile einige Leute dem Schauspiel zu. Da ich nicht wusste wie ich mich seiner erwehren konnte, schlug ich vor, gemeinsam zur Polizei zu gehen, um klären zu lassen, ob ich die Schlange filmen durfte. 

Natürlich hatte ich nicht vor zur Polizei zu gehen, aber ich wusste, dass das Polizeigebäude nicht weit von meinem Hotel am gleichen Platz lag. 

Auf dem Weg dorthin forderte der Mann noch ein paar Bauarbeiter auf uns zu begleiten, damit ich nicht weglaufen könne. Die Männer gingen etwa 500 m mit uns, doch dann haben sie offensichtlich gemerkt wie grotesk das Ganze war und sind umgekehrt. 

Auf dem Platz angekommen bin ich dann auf unser Hotel zugesteuert und er hinter mir her. Im Hotel habe ich dann nach einem Intourist Mitarbeiter gefragt, denn Intourist-Reisen hatte ein Büro im Hotel. Als er kam, habe ich ihm mein Erlebnis erzählt. Daraufhin hat dieser sich des Herren angenommen, der mich vom Filmen abhalten wollte und hat diesem lautstark die Leviten gelesen. Daraufhin zog dieser geknickt von dannen, obwohl er doch nur die Schande nicht filmen lassen wollte. Reisebüro-Mitarbeiter waren zur damaligen Zeit immer auch Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes, daher erklärte sich auch die Art wie er mit dem Mann redete!

 

Am 22.Juni geht unsere Reise weiter mit dem Flugzeug von Chabarowsk nach Irkutsk.  

Wieder wohnen wir in einem Intourist Hotel, so scheinen damals alle Hotels in der Sowjetunion geheißen zu haben, denn sie wurden vom Staat betrieben.

 

Am Nachmittag fahren wir in Begleitung einer sehr hübschen russischen Reise-Begleiterin zum Baikalsee. Dieser ist mit 1.642 Metern   der tiefste, mit mehr als 25 Millionen Jahren auch der älteste und zudem der wasserreichste Süßwassersee der Erde.

Auf dem Weg dorthin treffen wir auf eine Jugendgruppe, die im Wald zeltet und an einem Lagerfeuer sitzt. 

 

Wir halten und versuchen uns zu unterhalten, doch leider konnte kein wirkliches Gespräch zustande kommen, denn keiner verstand deutsch oder englisch und ich kein russisch. 

Aber ich habe ein schönes Foto, auf dem ich mitten unter ihnen sitze.

Auf einem Parkplatz am Ufer des Sees treffen wir dann auf eine Gruppe von Frauen und Männern. 

Es stellte sich heraus, dass es Leute waren, die zur Kur in der Nähe wohnten. Manche tanzten miteinander und als sie uns erspäht hatten, wurde ich gegen meinen Willen zum Tanzen aufgefordert, d.h. mehr geschnappt als aufgefordert, denn die Gruppe bestand aus ¾ Frauen. Es waren lustige 30 Minuten, die ich auch nicht vergessen werde.

Nach dem gemeinsamen Abendessen unsere Gruppe blieb ich noch sitzen, um etwas zu trinken. Es dauerte nicht lange und es kamen zwei Männer, die fragten bzw. gaben mir durch Gesten zu verstehen, ob sie am Tisch Platz nehmen dürften. Nach meiner Zustimmung setzten sie sich und redeten miteinander ununterbrochen für etwa 30 Minuten. 

Dann haben sie mich plötzlich wieder wahrgenommen und bieten mir ein Wasserglas mit Wodka an. Ich mag eigentlich überhaupt keine starken Getränke ohne Beimischung, doch was sollte ich machen, denn dieses einem Russen zu erklären, war mir nicht möglich. Also habe ich mein erstes Wasserglas voll mit Wodka getrunken, etwa 100 Gramm. Die Russen trinken in Gramm und nicht in Millilitern! Außerdem nippt man nicht an seinem Glas, sondern schüttet den Inhalt die Kehle runter. Die ersten 100 Gramm brannten ganz schön, doch danach brannte nichts mehr!

 

Am nächsten Morgen, unserem freien Morgen, habe ich mir ein Taxi gesucht und mit dem Fahrer ausgemacht, mich übers Land zu fahren, denn es interessierte mich, die Lebensumstände auf dem Land zu sehen. 

Wir haben eine 2-stündige Fahrzeit ausgemacht und er holte zuerst seine Freundin ab, denn die wollte er mitnehmen, da sie ein paar Worte englisch sprach.

 

Ab dem Stadtrand von Irkutsk waren die kleineren Straßen alle nicht mehr asphaltiert. Die Häuser waren ausschließlich aus Holz gebaut mit Wellblechdächern. Manche Häuser hatten sehr schön verzierte Fensterläden und auch über dem Fenster große geschnitzte Verzierungen. Jedes Haus hat selbstverständlich einen Gemüsegarten, von dem sich die Bewohner nicht nur im Sommer ernähren, sondern auch für den Winter vorsorgen.  

Am Abend im Restaurant sehe ich, wie jemand versucht nach der Öffnungszeit noch in das Lokal zu kommen. Die Kellnerin ist jedoch unerbittlich und schlägt ihm die Türe vor der Nase zu. 

Ich gehe also zur Tür und frage ihn auf Englisch, was er will. Es stellt sich heraus, dass er gerade ein nettes Mädchen getroffen hat, das er etwas gewillter stimmen möchte, und zwar mit Champanskaya! 

Natürlich muss man in einer solchen Situation behilflich sein. Also besorge ich ihm den Champanskaya von der Kellnerin und reiche ihn nach draußen. Freudig bedankt er sich und sucht nach seiner neuen Liebe. 

Als ich ein wenig später auch das Restaurant verlasse, sitzt der Kavalier allein in der Lobby des Hotels mit der Flasche im Arm. Die Freundin hatte wohl nicht mehr an ein Gelingen geglaubt und war gegangen. 

Als er mich sah, rief er mich zu sich und wir tranken die Flasche Champanskaya in der Lobby des Hotels. Gläser hatten wir nicht. 

Der junge Mann sprach etwas Englisch und er war Pilot einer kleinen Maschine, die er durch Sibirien flog. Er zeichnete mir auch seine Flugstrecke auf, die ich natürlich nicht verstand. Dann zerriss er das Papier sofort wieder, denn er hätte es mir wohl nicht zeigen dürfen.

 

An einem anderen Abend stehen drei junge Leute im Regen vor der Hoteltür. Es regnet dogs and cats. 

Ich gehe zu ihnen und sie bitten mich, mit ihnen nach Hause zu fahren, denn sie möchten mit mir über einen Tauschhandel reden. Also fahren wir in einem russischen Taxi zu ihnen, allerdings sind wir alle durchnässt bis wir es haben. Die Fahrt in eine dunkle Vorstadt dauert ca. 30 Minuten. Alles ist dunkel, es gibt keine Straßenlaternen mehr, so weit sind wir rausgefahren. Das Treppenhaus im Wohnblock der Eltern ist dunkel, war wohl auch besser so, denn was man in russischen Treppenhäusern alles sieht, entzückt das Auge nicht. Bevor wir die Wohnung betreten, geht ein junger Mann erst alleine rein und schiebt die Eltern ins Schlafzimmer ab.

Nun haben wir Platz in der Küche und sitzen auf einem Feldbett zu viert.

Wir sprechen über mögliche Tauschwaren, doch alles was sie anzubieten haben ist wirklich nicht von Interesse. Selbst einen Samowar können sie nicht besorgen. Allerdings möchten sie eigentlich alles haben was ich anhabe, einschließlich meiner Breitling Armbanduhr. Sie sprechen nur Russisch und ich Deutsch bzw. Englisch.

Mit einem Wörterbuch geht es mühselig, aber nach mehrmaligem Hin- und 
Herblättern für jedes Wort gelingt es uns einander zu verstehen. Wir sitzen 3 Stunden bis nach Mitternacht auf dem Bett. Ich verspreche sie auf der Rückreise zu treffen und ihnen Sachen zu schenken. Sie bringen mich mit einer Straßenbahn in das Hotel zurück und es kam mir wie eine nicht endend wollende Fahrt vor. Das junge Mädchen, eine von den Dreien, war sehr hübsch und zierlich, etwas was bei russischen Frauen nicht so häufig vorkommt. Sie arbeitete auf einer Kolchose in der Küche. 

 

Der nächste Abschnitt der Flugreise geht von Irkutsk nach Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei. 

Auf einer Stadtrundfahrt wird uns stolz ein Panzer gezeigt, der beim Einzug der Truppen im 2. Weltkrieg in Berlin mit dabei gewesen sein soll. 

Hinter großen Planen werden die Elendsviertel versteckt. Wir haben nur einen kleinen Blick hinwerfen können, es sah furchtbar schmutzig aus.

Hoch über der Stadt gelegen wurde ein riesiges Kriegerdenkmal im Kolossalstil errichtet, es zeigt Szenen aus dem 2. Weltkrieg und das Zertrampeln einer Fahne des 1000-jährigen Reiches. 

In Ulan Bator steht Lenin auf einem Sockel vor unserem Hotel und Stalin hat auch seinen Platz vor einem großen Gebäude behalten dürfen, denn der mongolische Führer und Stalin haben sich wohl gut verstanden, wohingegen Stalins Denkmäler auf russischen Plätzen verschwunden sind. 

Auf dem Sakhbaatar Platz vor dem Parlamentsgebäude steht eine große Statue mit Dschingis Khan auf einem Pferd.

Als kleines Souvenir habe ich zwei mongolische Trinkgefäße aus versilbertem Kupfer erstanden. 

 

Von Ulan Bator fliegen wir nach Karakorum, der einstigen Hauptstadt des Dschingis Khan Reiches.

Bereits das Flugzeug war sehenswert, um nicht zu sagen museumswert, nämlich eine richtig alte russische Maschine. Wir stiegen über eine steile Eisenleiter in die Kabine. Eine etwas ungewöhnliche Art ein Flugzeug zu besteigen. 

Außer uns saßen nur Mongolen in ihren landesüblichen Gewändern im Flugzeug. 

Wir saßen verteilt in der etwa 30 Leute fassenden Maschine. 

Ich saß ganz vorne rechts am Fenster, neben mir ein Mann. 

Manche der Leute hielten große Einmachgläser in Händen, worauf ich mir im Moment noch keinen Reim machen konnte. 

Nach wenigen Minuten rollten wir nach einer total unverständlichen, obwohl auch in Englisch vorgebrachten Ansage, los und hoben nach wenigen hundert Metern ab. Schon kurz nach dem Start sollte ich nun auch eine Erklärung für die Einmachgläser erhalten, denn nunmehr hielten die Passagiere die Gläser vor dem Mund und erbrachen sich ins Glas. 

Mein Nachbar war leider nicht im Besitz eines so hilfreichen Glases, musste sich aber trotzdem erbrechen und formte mit seinen beiden Händen eine Mulde, in die er sich erbrach. Als die Mulde gefüllt war, ergoss sich alles weitere über seine Hände in Richtung Bekleidung. 

Es war einfach „köstlich“ diesem Schauspiel zuzuschauen! Man kann sich leicht vorstellen, wie es in einem Flugzeug mit 25 Passagieren riecht, in dem sich etwa 20 Menschen übergeben und dies auch über ihre schönen Gewänder. 

Weiter möchte ich diesen Flug nicht ausmalen, denn sonst wird mir im Nachhinein noch schlecht. Es war ein kleines Wunder, dass ich die Erbrechens-Orgie überstanden habe, ohne mich zu beteiligen. 

Die Nachfahren der Krieger des Dschingis Khan mögen ja gute und sichere Reiter sein, aber in Flugzeugen fühlen sie sich offensichtlich noch nicht wohl.

 

Wir scheinen in der Nähe eines Landeplatzes sein, denn das Flugzeug sinkt und landet auf einem Gelände, das überhaupt nicht nach Flugplatz aussieht und wie sich herausstellt, auch keiner ist, sondern einfach mitten in der Pampa. 

Der Pilot weiß schon wo er landen kann! Aus dem Fenster schauend erblicke ich sofort mongolische Reiter und denke was die wohl hier machen. 

Doch bei näherer Hinsicht stellen sich die Männer auf ihren Pferden als Bodenpersonal des Flugplatzes heraus. 

Als die Motoren, wir hatten zwei, abgestellt sind, kommen die Reiter näher, öffnen unsere Tür, schauen in die Benzintanks und besichtigen das Flugzeug rundherum, allerdings ohne einmal vom Pferd zu steigen! 

Dschingis Khan’s ehemalige Hauptstadt Karakorum ist so gut wie nicht mehr existent, lediglich eine große steinerne Schildkröte (ca.1 x 2 Meter) stand dort, wo einst die Zelte der Krieger waren.

Umgeben von einer hohen weißen Mauer sind in der Nähe die Überreste mehrerer Klostergebäude (Kloster Erdeni Dzuu), die teilweise renoviert wurden, aber nicht als Kloster „in Betrieb“ sind. 

 

Ein wenig Geschichte zu Dschingis Khan

Dschingis Khan, eigentlich Temudjin („der Schmied”; 1162 oder 1167 bis 1227), mongolischer Eroberer und Begründer des mongolischen Weltreiches, das sich vom Chinesischen Meer bis nach Europa erstreckte. 

Dschingis Khan wurde in der Nähe des Baikalsees in Russland als Sohn eines mongolischen Stammesfürsten geboren. Im Alter von etwa 13 Jahren folgte er seinem Vater als Stammesfürst nach. Er schlug Aufstände unter seinen Untertanen nieder und unterwarf ab etwa 1188 mongolische und türkische Nachbarstämme. 1206 hatte er beinahe die gesamte Mongolei unter seine Herrschaft gebracht; auf einer Versammlung der unterworfenen und der verbündeten Stammesfürsten ließ er sich den Titel Dschingis Khan übertragen. Karakorum machte er zu seiner Hauptstadt. 

Anschließend wandte sich Dschingis Khan der Eroberung Chinas zu, um, wie es heißt, seine Pferde auf den fruchtbaren Weiden Chinas grasen lassen zu können. Bis 1208 hatte er sich auf der chinesischen Seite der Großen Mauer eine Ausgangsbasis für seine weiteren Eroberungszüge geschaffen. 1211 führte er seine Truppen Richtung Süden und Westen in das von der Chin-Dynastie der Dschurdschen beherrschte Gebiet und drang bis zur Halbinsel Shandong vor. 1215 nahm er Peking, das letzte Bollwerk der Chin-Dynastie in Nordchina, und 1219 fiel auch die koreanische Halbinsel an die Mongolen.

1219 wandte sich Dschingis Khan aus Vergeltung für die Ermordung einiger mongolischer Kaufleute westwärts gegen Chorasan, ein türkisches Großreich im heutigen Irak und Iran. Die Mongolen fegten plündernd durch Turkestan und veranstalteten wahre Blutbäder; mit ihren Plünderungsaktionen in den Städten Buchara und Samarkand begründeten sie ihren Ruf als grausame, brutale Krieger. Im heutigen Nordindien und Pakistan nahmen die Mongolen die Städte Peshawar und Lahore und die umliegenden Gebiete ein. Etwa um diese Zeit lehrten muslimische Berater Dschingis Khan, die Städte als Quelle des Wohlstands zu schätzen. 1222 drangen die Mongolen bis in die Ukraine vor, besiegten die Russen und plünderten die Gebiete zwischen Wolga und Dnjepr sowie vom Persischen Golf bis fast hinauf zum Nordpolarmeer. 

Nicht nur die Menge seiner Eroberungen bestätigten die Größe des Khans als Heerführer, sondern auch die exzellente Organisation, Disziplin, Leistungs- und Anpassungsfähigkeit seines Heeres. Zudem war Dschingis Khan ein herausragender Staatsmann; er schuf in seinem Reich unter Einbeziehung persischer und chinesischer Einflüsse eine straffe Verwaltung und übte religiöse Toleranz. Dschingis Khans Reich war so gut organisiert, dass es den Ruf genoss, Reisende könnten es ohne Gefahr von einem bis zum anderen Ende durchqueren. Feinden gegenüber ließ Dschingis Khan jedoch völlig ungezügelte Grausamkeit walten, Massenhinrichtungen waren an der Tagesordnung. Nach seinem Tod am 18. August 1227 wurde das Mongolische Reich unter seinen Söhnen Ögädäi, Dschagatai und Tului und seinem Enkel Batu Khan aufgeteilt. 

 

Wir übernachten erstmalig in einer Jurte, dem traditionellen Zelt der Nomaden in Zentralasien. Die Jurte besteht aus einem runden Holzgerüst, einem Scherengitter für die Wand und 2 - 3 m hohen Pfosten, die den Dachkranz tragen. Die Wände und das Dach werden mit Baumwoll- und Filztextilien eingedeckt. Die Jurte kann in weniger als einer Stunde demontiert und wiedererrichtet werden. In der Mitte steht ein Ofen, dessen Ofenrohr durch den Dachkranz führt.

Unsere Jurte ist nicht wie sonst üblich in einen Frauen- und Männerbereich aufgeteilt, sondern die Frauen und wir Männer haben je eine Jurte für sich. 

Das „Dorf“ besteht aus vielleicht 10 Jurten. Auf dem Pfad zwischen den Jurten liegen vertrocknete halbe Pferdebeine und ein Pferdeschädel herum. Ein alter Mann sitzt an einem Holzpfahl und raucht ein Pfeifchen. 

Am übernächsten Tag bringt uns das Flugzeug weiter in den Süden an die Grenze zu China, in die Nähe von Dandzadgad. Dort besteht unser Zeltdorf aus drei Jurten inmitten der Wüste Gobi.

An einem späteren Nachmittag gehe ich ganz allein in die Gobi bis die Zelte kaum noch sichtbar sind. Es war ein seltsames Gefühl dort allein mitten in der Wüste Gobi zu stehen. Soweit das Auge reicht nichts, kein Baum oder Strauch soweit man blicken kann. Und doch gibt es Leben in der Wüste. Ein etwa 3 cm langer Käfer ist hin und wieder zu sehen und auch trockene Grashalme, etwa alle 100 cm einer, sonst nur kleine Steine und Sand.

Von diesem Lager aus besuchen wir eine Kamelkolchose und ich trinke einen Becher Kamelmilch. Die sieht nicht nur ziemlich dickflüssig aus, sondern ist es auch, fast wie Joghurt und damit nicht ganz leicht zu trinken.

Am nächsten Tag besuchen wir eine Pferdekolchose und natürlich wird uns Pferdemilch angeboten. Die wiederum ist bitter und dünnflüssig. Nachdem uns eine Gruppe junger Kerle Reiterkunststücke vorgeführt hat, nimmt einer 

der Reiter 1 Liter Pferdemilch und trinkt das Gefäß in einem Zug aus!

 

Auf dem Rückweg bleiben wir noch zwei Nächte in Ulan Bator. Wir werden in ein Kloster eingeladen und unterhalten uns mit einem Lama. Diese Einladung haben wir wahrscheinlich unserem buddhistischen Priester zu verdanken. Die Jurte des Lama war wunderschön mit vielen Heiligtümern geschmückt. Während unserer Audienz erzählte er uns ein wenig über das Kloster, das das Einzige war, welches in der gesamten Mongolei 1974 in Betrieb sein durfte.

Im Hotel treffen wir eine Gruppe Ossis. Es war schon interessant mit anzusehen, wie diese miteinander umgingen, denn einer von ihnen ist mit Sicherheit ein Spitzel von der Stasi, doch keiner weiß wer es ist! Dies weiß jeder und entsprechend vorsichtig verhalten sich alle, z. B. bloß nicht mit dem Wessi reden. Eine junge blonde und hübsche Klavierlehrerin und ihre Mutter waren die Ausnahme und sie unterhielten sich mit mir. 

Ich pflege in jedem Hotel, in dem ich übernachte, auch die Bar aufzusuchen. So auch in Ulan Bator. Diese Bar war so dunkel, dass man wirklich fast nichts sehen konnte. Die Kerle, die hier herumsaßen, sahen alles andere als vertrauenswürdig aus, eher wie Ganoven übelster Sorte. Die Bestuhlung war auch sehr einladend aus, d.h. weitestgehend aus Plastik. Die Besucher und die Atmosphäre veranlassten mich dazu schnell wieder das Weite zu suchen.

Bei einem Museumsbesuch sehe ich meinen ersten Dinosaurier und riesige Mammutzähne.

Von Ulan Bator fliegen wir wieder nach Irkutsk. Hier erwarten mich die Drei, mit denen ich mich drei Stunden mit Wörterbuch unterhalten hatte, um die Sachen abzuholen, die ich ihnen versprochen hatte. 

Unsere kleine Reisegruppe fliegt ohne mich nach Japan zurück, denn ich werde am 2. Juli ab Irkutsk mit der Sibirischen Eisenbahn über Chabarowsk nach Nachodka fahren. Von dort soll es am 6. Juli mit der MS Felix Dsershinski über das japanische Meer und durch die Tsugaru-Straße, der Meeresstraße zwischen den japanischen Inseln Hokkaido und Honshu in den Pazifische Ozean nach Yokohama gehen.

Die Gelegenheit mit der Transsibirischen Eisenbahn zu fahren, wollte ich mir nicht entgehen lassen. Diese Bahnstrecke von Moskau nach Wladiwostok ist mit ca. 9.300 km die längste Eisenbahnstrecke der Welt. Etwa 1.800 km verlaufen durch Europa und 7.500 durch Asien. 

Der Bau der Strecke erfolgte unter extremsten Bedingungen. Der größte Teil der Strecke liegt im Bereich des Permafrostes. Die Temperaturen schwanken zwischen 

-50° C im Winter und +40° C im Sommer. Die Trasse führt durch mehrere Gebirge, weite Sumpfgebiete und über 2.000 Brücken.

Von Irkutsk bis Nachodka sind es nur 3.900 km.

Ich habe mir ein Zweierabteil für mich allein gebucht, da ich ja filmen möchte, obwohl dies verboten ist. Aber da die Tür kein Fenster hat und abschließbar ist, kann ich eigentlich fast ungestört filmen.

Die Fahrt dauerte 4 Nächte bis Chabarowsk und dann noch 1 Nacht bis Nachodka in einem anderen Zug, der wesentlich luxuriöser mit edlem Holz und Messingbeschläge an Türen und Fenstern ausgestattet war. Diese Waggons wurden zu einer anderen Zeit gebaut und nicht im Russland des Jahres 1974.

Es war zugegebenermaßen eine ziemlich langweilige Eisenbahnfahrt, denn zu sehen sind immer wieder nur weite Birkenwälder und riesige Weiten. Zu zweit wäre die Fahrt sicher kurzweiliger gewesen. Die Flaschen Champanskaya hätten zu zweit sicher auch besser geschmeckt. Es wurde nur an wenigen Bahnhöfen auf diesem Teil der Strecke angehalten. Dort wurden dann regelmäßig Tomaten und Gurken angeboten. Davon scheint es Berge zu geben, denn die werden von den Leuten im Garten angebaut.

Manchmal fährt der Zug so langsam, obwohl insgesamt 3 Lokomotiven den Zug ziehen, dass Leute aussteigen und nebenher gehen bzw. Beeren pflücken. Die Brücken und Tunnel sind alle von Soldaten bewacht. Die Russen und Chinesen mögen sich im Moment nicht so sehr und es ist zu Schießereien auf Inseln in der Mitte des Amur gekommen, die beide Seiten für sich beanspruchen. Die Transsibirische Eisenbahn ist ein sehr wichtiger Transportweg und muss unter allen Umständen fahrtüchtig bleiben.

Mehrmals am Tag, d.h. 3 x am Tag gehe ich in Richtung Restaurantwagen. Dies ist immer etwas Besonderes, denn es führt mich an den Abteilen der Holzklasse vorbei. Die Insassen dieser Abteile werden von Tag zu Tag unansehnlicher, da wahrscheinlich seit Tagen nicht mehr gewaschen. Außerdem stehen unter den Pritschen Pinkelpötte, die furchtbar stinken. 

Jeder Waggon hat eine Waggonbegleiterin, die auch für die Teezubereitung zuständig ist. Ein Glas Tee kostet umgerechnet DM 0,05 und schmeckt hervorragend. Trotzdem bin ich froh als wir in Nachodka angekommen sind. 

Wir, die Zivilisten, müssen nach Nachodka fahren und dürfen nicht nach Wladiwostok, denn dort ist der Hafen der russischen Pazifikflotte und somit vor uns Spionen zu schützen. Wladiwostok war eine so genannte geschlossene Stadt.

 

Ich fahre direkt zu dem Schiff, das mich nach Japan bringen soll. 

Vom zivilen Hafen Nachodkas ging es mit dem Schiff nach Yokohama, und zwar mit der Felix Dsershinski, einem alten deutschen Schiff, das zum Kriegsende konfisziert wurde. Ich habe mir die alten riesigen MAN Motoren im Schiffsleib ansehen dürfen.

Als wir vor der Durchfahrt zwischen den japanischen Inseln Hokkaido und Honshu ankommen, ist ein Taifun gerade erst abgezogen und entsprechend ist der Wellengang, da die Ausläufer noch kräftig mitmischen. Ich sitze an der Bar im Bug des Schiffes und will mir etwas bestellen, als mein Nacken langsam steif wird. Das Schiff rollt und mein Nacken scheint auch zu rollen und mir wird es leicht schwindlig. Also bestelle ich meinen Drink wieder ab und gehe zu meiner Kabine, die etwa in der Mitte des Schiffes liegt. Auf meinem Bett geht es mir sofort besser und deshalb mache ich mich wieder auf zur Bar, um nach kurzer Zeit wieder dieses Gefühl im Nacken zu spüren. Nun gehe ich aber nicht direkt in meine Kabine, sondern auf Deck und halte mich Mitschiffs an der Reling fest. Der Nacken entspannt sich zwar ein wenig, doch ist es viel zu stürmisch, um es dort länger auszuhalten. Bleibt also nur wieder die Kabine.

Am 8. Juli läuft die Felix Dserschinski gegen 16 Uhr im Hafen von Yokohama ein und ich habe wieder festen Boden unter den Füßen.

Ca. 27 Jahre später werde ich häufig mit dem Zug nach Dserschinsk fahren, denn so heißt die Stadt, 7 Stunden Zugfahrt östlich von Moskau, direkt neben Nishni Nowgorod, in der ich ein Joint Venture aushandelte und in dessen Folge ich dort eine Fabrik bauen sollte.

Die Stadt wurde nach dem ersten Geheimdienstchef der UDSSR, Felix Dserschinski, benannt.