Edgar Dürholt
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Reisen in Länder N-Z
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 Von Melbourne nach Alice Springs und zurück im Januar 1976

 

Im Herbst 1975 habe ich mich für eine neue Aufgabe bei einer anderen Firma in Tokyo beworben und wurde zum 1.3.1976 angestellt. Da ich noch viele Urlaubstage hatte, die ich bis Ende Februar 76 nehmen musste, kam ich auf die Idee dieser Reise. 

Ich war wieder einmal durch das Buch „Verfluchte Wüste“ von einem Land und dessen Rauheit fasziniert, sodass ich beschloss mir das lederzerschneidende australische Gras, das „Spinifex“ selbst anzusehen. Außerdem berichteten Reisende in dem Buch von einer Fliegenplage, die so aufdringlich seien und einem sogar in dem Mund fliegen würden. Das war für mich Grund genug unbedingt einmal in die australischen Outbacks zu reisen.

So machte ich mich auf die Suche nach einer Safari in die australischen Outbacks und stieß dabei auf eine Anzeige in einem Reisemagazin von Bill Kings Northern Safaris. Bill Kings hatte sein Unternehmen für Outbacks Safaris erst vor wenigen Jahren gegründet und bot Rundfahrten mit dem Jeep und Zelten in kleinen Gruppen von bis zu 10 Teilnehmern von Melbourne nach Alice Springs und zurück an.

Als sich dann bei Kontaktaufnahme auch noch herausstellte, dass er dieses Mal die Tour mit einem zweiten Fahrer selbst fahren werde, war die Endscheidung gefallen. Besser konnte ich es nicht antreffen.

Ich buchte eine Tour vom 18.1. bis 1.2.1976 und suchte sofort nach Flügen von Tokyo nach Melbourne. Es gab keine Direktflüge nach Melbourne, sondern immer nur über Sydney. Bei der Recherche fand ich zufällig heraus, dass ein Abstecher von Melbourne nach Auckland, Christchurch und zurück nach Sydney und Tokyo gerade mal 1 US $ teurer sein würde. Das Angebot konnte ich mir nicht entgehen lassen.

Somit hob meine Maschine am 16.1. in Tokyo ab und landete am Morgen des 17.1. nach mehreren Stopps in Sydney. 

Auf dem langen Flug nach Sydney hatte ich ein recht ungewöhnliches Erlebnis. Eine etwa 30-Jährige, flott erscheinende Japanerin teilte sich mit mir die Dreier-Reihe an der Außenseite des Flugzeuges. Es kam schnell zu einem Gespräch, denn sie sprach ziemlich gut Englisch. So erfuhr ich u. A. von ihr, dass sie auf dem Weg zu ihrem Verlobten in Australien sei. Dies schien sie so beflügelt zu haben, dass sie an mir schon mal erprobte, was sie ihm angedeihen lassen wollte.

Nach einer 2-stündigen Wartezeit ging mein Weiterflug nach Melbourne, wo ich mich direkt nach Ankunft zu Bill Kings Northern Safaris begebe und dort die Mannschaft kennenlerne. Es ist Bill Kings, sein Sohn und ein zusätzlicher Fahrer. 

Man kann sich vorstellen, dass man eine solche Reise nicht mit einem großen Koffer antreten kann, sondern sich lediglich eine Reisetasche von ca. 70 x 35 x 35 zufriedengeben muss. Dies bedeutet allerdings auch, dass nicht jeden Tag das Hemd gewechselt werden kann und man am Ende der Reise nicht mehr ganz frisch ist.

Wir verabreden uns für den nächsten Morgen, an dem es losgehen soll. Erfreulicherweise sind die 7 Mitreisenden, außer einem Mann von etwa 50 Jahren, in meinem Alter und alle sehr nett. Wir werden ein wenig eingewiesen auf das was auf uns zukommen wird, nämlich dass das abendliche Zelt aufbauen unsere eigene Sache ist und Wasser auf der gesamten Reise nicht im Überfluss zur Verfügung steht. Allerdings sei immer für kühles Dosenbier gesorgt.

Zu allem Überfluss hatte ich am Vorabend in der Zeitung gelesen, dass ein Lehrer in den Outbacks tot aufgefunden wurde. Er war mit seinem Jeep in die Outbacks gefahren und Spinifex hatte sich vor seinem Kühler aufgebaut, was er zu spät bemerkte. Das Kühlwasser begann zu kochen und wurde so fast aufgebraucht. Er hatte zu wenig Trinkwasser für einen derartigen Zwischenfall dabei und trank in seiner Verzweiflung zuletzt vom Kühlerwasser. Er hat noch Aufzeichnungen bis kurz vor seinem Tod gemacht und sich dann erschossen. Soviel zu Spinifex und den Outbacks. 

Da wir auch in sehr abgelegene Gebiete fahren werden, müssen wir uns vorher abmelden oder mit Funkgeräten ausgerüstet sein. An unserer vorderen Stoßstange ist eine 2 m lange Funkantenne montiert.

Bis Adelaide fahren wir über Asphaltstraßen, doch dann geht es bald nur noch über

staubige Nebenstraßen oder sandige Pisten durch die australischen Outbacks.  

Das Outback ist der umgangssprachliche Name für die weiten, unbesiedelten und trockenen Gebiete in Australiens Inland. 

Unser Ziel ist Stadt Alice Springs mit ihrem Wahrzeichen, dem Ayers Rock oder Uluru, der berühmten roten Felsformation, die kein Monolith ist. Sie liegt etwa in der Mitte Australiens im südlichen Teil der Northern Territories und ist ca. 2.400 km von Melbourne entfernt.

Wir bauen irgendwo in der Flinder Range (eine Gebirgskette, die so heißt) unsere Zelte auf und Bill Kings und Sohn bereiten unser Abendmahl vor, das wohl eher kein Mahl, sondern etwas Gebratenes und Bohnen aus der Dose sein wird.

Der Sternenhimmel am späteren Lagefeuer überkompensiert das teilweise wilde Geholpere unserer Fahrt. 

Allerdings stellt sich heraus, dass unser Allrad leicht verletzt wurde und wir ein Ersatzteil anfordern müssen. Wir schaffen es noch bis Kingoonya, einer Mini-Bahnstation, die beim Bau der Indian-Pacific Railway entstand. Diese Bahnstrecke über 4352 Kilometer erstreckt sich von Perth im Westen am Indischen Ozean bis nach Sydney im Osten am Pazifischen Ozean.

Hier müssen wir 2 Tage auf unser Ersatzteil warten, inmitten eines Ortes mit 3 Häusern, einem Motel und einer Kneipe. Aber dies ist immerhin besser als zwischen Sträuchern zu warten, da es eine Kneipe gibt. 

Die Kneipe scheint auch ein Haltepunkt der Road-Train-Fahrer zu sein, denn es stehen mehrere dieser überlangen riesigen Lastwagen mit 2 Anhängern vor dem Pub. 

Ich habe mich in der Kneipe lange mit einem Road-Train-Fahrer unterhalten und wir haben jede Menge Bacardi Cola getrunken, d.h. als der Pub schloss haben wir eine Flasche Bacardi und Cola mit nach draußen genommen und dort an seinem Lastwagen sitzend bis in den frühen Morgen weitergetrunken. 

Sein Hobby war Stockcar Racing, von dem ich vorher so gut wie nichts wusste.

Er hat mir zum Abschied seine Kappe geschenkt, was mir von Bill Kings als besonderes Zeichen von Freundschaft erläutert wurde. 

Als wir später am Morgen auch aufbrechen, passieren wir ihn beim Radwechsel in der glühenden Sonne.

Nach mehreren Tagen erreichen wir Alice Springs. Die Stadt war zwar im Januar 1976 schon Ausgangspunkt für Ausflüge in die Wüstenregion Red Centre im Landesinneren, aber weniger für Touristen als Expeditionen.

Hier befindet sich Reverend John Flynn’s Grab, er war der Gründer des weltweit ersten fliegenden medizinischen Dienstes. Er gründete den australischen Royal Flying Doctor Service of Australia und machte damit das Outback für seine Bewohner zu einem sichereren Lebensraum. 

Irgendwo in Alice Springs begegnen wir einer Gruppe Dromedare was mich zu der Frage bringt: „wie kommen die denn hierher“?

 

Die ersten Tiere wurden von Engländern in den 1840er Jahren als Lastentiere zur Erkundung des Landes nach Australien gebracht. Für die Erschließung des trockenen Inneren Australiens boten sich die Kamele dank ihrer Fähigkeit zur Anpassung an extreme Lebensräume an.

Kamele waren vor dieser Zeit in Australien nicht heimisch. Als in den 1920er Jahren Eisenbahn und Lastkraftwagen die Transporte übernahmen, wurden die Tiere in die Freiheit entlassen. 

Mangels natürlicher Feinde konnten sie sich ungestört vermehren und wurden zur dann zur Plage, der man sich annehmen musste.

 

Wir sind auch irgendwo in den Outbacks dem Brumby, dem australischen Wildpferd begegnet. Sie stammen von domestizierten Pferden und von Reitpferden ab, die nach dem Goldrausch in der Mitte des 19. Jahrhunderts freigelassen wurden.

In Australien gibt es mehr Wildpferde als in jedem anderen Land, wir sind ihnen auch begegnet. Man wird sich auch ihrer annehmen müssen, um es nicht weiter ausarten zu lassen.

 

Dann gibt es noch die Dingos, eine Art Wildhunde. Man nimmt an, dass die Dingos von Haushunden abstammen und von Seefahrern aus Asien nach Australien gebracht wurden. Im Laufe der Jahrtausende haben sich die Tiere angepasst und wurden zur Plage. In 1976 gab es Abschuss Prämien pro Tier. Die Schaffarmer mögen sie auch nicht sonderlich, da sie ihre Schafe reißen. 

 

Koalas haben wir unterwegs leider keine gesehen und selbst Kängurus selten.

 

Unsere Reise geht weiter durch die MacDonald Range zum Kings Canyon, wo wir einen Sonnenuntergang mit seinen bunten Felsen erleben.

Wir passieren den Salzsee Amadeus und nähern uns nun langsam dem Uluru oder dem Ayers Rocks, wie er früher hieß.

Es ist eine der berühmtesten Felsformationen dieser Erde, mit einer Höhe von 348 Metern und einem Umfang von 9,4 km.

Seit jeher gilt der Ayers Rock als mystische Stätte. Je nach Wetter und Sonneneinstrahlung erscheint er in den verschiedensten Farbtönen von Gelb bis nahezu Violett. Für die Aborigines ist er ein heiliges Lebenssymbol. In ihrer Überlieferung existiert eine Sage: 

„Ayers Rock hat seine rötliche Färbung vom Blut zweier mächtiger Schlangen, die sich an dem sagenumwobenen Ort einst einen Kampf lieferten“

Im Januar 1976 war es mir zugegebenermaßen zu mühsam bei der glühenden Hitze auf den Ayers Rock zu steigen. Es ist nicht sonderlich beschwerlich hinaufzugehen, aber bei dieser Temperatur fehlte mir der Drang danach.

Am Fuße des Ayers Rock finden sich eine Reihe von Überhängen, unter denen sich wunderschöne Wandmalereien der Aborigines befinden. 1976 waren diese Malereien noch frei zugänglich und nicht geschützt. Doch mittlerweile befindet sich der inzwischen entstandene Ayers Rock-Mount Olga National Park, der nun Uluru-Kata Tjuta National Park heißt, unter Selbstverwaltung der Aborigines. 

Außerdem wurde der Park 1985 zum UNESCO-Weltnatur- und Weltkulturerbe erklärt. 

Vielleicht 30 km östlich des Uluru liegen die Olgas (Kata Tjuta), eine Gruppe kleinerer Felsformationen, die ich mir erst einmal aus der Luft anschaue, denn ich habe mir einen 30-minütigen Rundflug um die Olgas und den Uluru gegönnt. 

Nach dem Rundflug sind wir auch noch gemeinsam zu den Olgas gefahren, da die anderen Mitreisenden die Olgas auch aus der Nähe sehen wollten.

 

Auf der Rückfahrt schauen wir uns die winzige Minenstadt Coopers Pedy von oben und von unten an, d.h. oben die Minenlöcher und unten die Wohnungen der Bewohner der kleinen Stadt, denn hier ist es so heiß, dass man lieber in unterirdischen Wohnungen lebt.

In Cooper Pedy wird nach Opalen gegraben und entsprechend sieht es um die Stadt herum aus, ein Loch neben dem anderen. 

Die Abende am Feuer unter sternenklarem Himmel waren wunderschön. Hier habe ich zum ersten Mal das „Kreuz des Südens“ sehr deutlich gesehen. Bei so klarem Himmel sieht man tausende Himmelskörper, mehr als in jeder Stadt.

Bill Kings erzählte manchmal von früheren Erlebnissen und es war mäuschenstill, als er von einer Begegnung mit einer Aborigines Familie berichtete, die zum ersten Mal auf Weiße getroffen waren und deren Kinder im Alter von 14 Jahren noch nie Regen erlebt hatten.

Jahre später habe ich erfahren, dass ich das Glück hatte mit dem Pionier der Outback Safaris in den Anfängen dabei gewesen zu sein.