Reise vom 6. - 27. Sept. 2010 von Südafrika nach Botswana, Namibia und zurück
Wir hatten
uns schon in Deutschland vorgenommen nach Rückkehr wieder in den Busch
zu fahren, allerdings hatte ich noch nichts vorbereitet oder gebucht.
Es
ist sehr schwierig in die gut gelegenen, nicht eingezäunten Wilderness
Camps des Kgalagadi NP kurzfristig zu buchen, da sie sehr beliebt sind
und auch nur je 4 Hütten zur Verfügung stehen. Ich habe aber dann doch
noch 5 Tage gefunden, allerdings nicht in fahrtechnisch gewünschter
Reihenfolge. Aber letztendlich ist es ja egal wie man fährt, denn man
ist sowieso immer in Pirschfahrt unterwegs also, warum nicht in ein
neues Camp pirschen.
Für Interessierte, die die Strecke auf einer
Landkarte nachvollziehen möchten, liste ich die wichtigsten Orte und
Straßennamen auf:
Somerset West - Paarl - Wellington - Ceres - R 355 -
Calvinia - R 27 - Keimoes - Upington - R 360 - Askham - Bokspits - Twee
Rivieren (Grenze Südafrika- Botswana) - Nossob - Kieliekrankie -
Gharagab - KAA Gate - Zutshwa - Hukuntsi - Kang - A 2 - Charles Hill
(Grenze Botswana - Namibia) - Buitspos - Gobabis - C 20 - D 1782 - D
1785 - C 23/M 41 - C 25/M 41 - D 1239 - C 15/M 33 - C 21/M 45 - D 1268 -
C 20 - B 1 - Mariental - C 19/M 34 - Maltahöhe - C 14/M 31 - D 826 -
Betta - C 27/D 407 - D 707 - C 13/M 35 - B 4 - Aus - Klein Aus -
Keetmanshoop - B 1 - Grünau - B 3 - Karasburg - C 10 - Orange Fluss
(Grenze Namibia - Südafrika) R 358 - N 14 - N 7 - Malmesbury - R 315 - R
302 - R 44 - Stellenbosch - Somerset West
Es sind etwas über 5.000 km.
Am
6. September geht es los. In wenigen Tagen werden wir in einer anderen
Welt ankommen, die so gut wie nichts mit dem zu tun hat, in der wir
tagtäglich leben. Dort gibt es fast keine Menschen und noch weniger
Autos. Manchmal sieht man stundenlang niemanden, eine paradiesische
Ruhe von Alltagsgeräuschen.
Der Himmel ist sternenklar, sodass man
es millionenfach blinken sieht. Das Kreuz des Südens ist sehr deutlich
zu sehen und die Milchstraße ist wahrlich ein wenig milchig, da
unzählige Sterne es so aussehen lassen.
Wir fahren nicht über die
asphaltierten Autobahnen und Schnellstraßen, sondern die letzten 210 km
über Schotterstraße in Richtung Calvinia. Doch bis hinter Ceres geht es
bequem über Asphalt und vorbei an sattgrünen Wiesen und Getreidefeldern.
So grün habe ich diese Gegend noch nicht erlebt, sondern eigentlich
immer verbrannt Gelb-Braun. Es muss also ordentlich geregnet haben. Die
Schotterstraße, die R 355 führt schnurstracks nach Calvinia, einem Dorf
in der Großen Karoo. Auf den ca. 3 Stunden sind uns 7 Autos begegnet.
In
Calvinia haben wir uns in das Hantam Huis eingebucht. Einer besonderen
Art von Herberge, die im Laufe der letzten 20 Jahre von einer Frau ins
Leben gerufen wurde. Sie hat eine Reihe alter und wohl auch verfallener
Häuser aufgekauft oder vielleicht teilweise geschenkt bekommen, diese
wieder hergerichtet und mit alten Möbeln und alter Dekoration
eingerichtet. Man wohnt dort praktisch wie in einem Museum.
Zum
Abendessen sind wir dann, Gott sei Dank, warm angezogen in ein
Restaurant gefahren, haben dort Spareribs gegessen und furchtbar
gefroren, denn wir saßen zwar überdacht, aber im Freien!
Für die
Heizdecken im Bett waren wir sehr dankbar, denn es waren 5 Grad Celsius
am Abend. Als es dann nachts um ca. 3 Uhr an die Tür klopfte, hab ich
an die Gespenster dieser alten Häuser denken müssen, oder war da jemand,
der mal sehen wollte, ob es etwas zu holen gibt. Zum Glück war es weder
das Eine noch das Andere, sondern der
Wind, der die Tür immer
wieder mal im Schloss anschlagen lies. Das Frühstück wurde in einem
separatem Gebäude serviert. Im Frühstücksraum und angrenzendem
Ladengeschäft sieht es aus wie vor 100 Jahren, aber alles ist sehr sauber und sehr ordentlich ausgestattet.
In
Calvinia sind die Bewohner außergewöhnlich freundlich, d.h. man wird
von jedem Menschen, an dem man vorbeikommt herzlich gegrüßt, so, als
wenn man sich schon sein Leben lang kennen würde.
Nach dem Frühstück
fahren wir unserer nächsten Station entgegen. Bis Upington sind es ca.
390 km auf Teerstraße. Allerdings ist diese schwerer zu fahren als die
Schotterstraße, denn abgesehenen von wenigen Kurven geht es 390 km
geradeaus. Auf der Schotterstraße muss man aufpassen durch die
Waschbrett Oberfläche nicht seitlich von der Straße getragen zu werden,
aber hier besteht die Gefahr einzuschlafen, denn es gibt nichts auf das
man aufpassen müsste. Auch die Landschaft gleicht eher der Landschaft
auf dem Mond. Außer Steinen, kleinen Büschen, Schafen und hin und wieder
eine Farm weit im Inneren des Landes gibt es auf 390 km nichts zu
sehen.
In Upington angekommen, fahren wir zuerst zu Pick & Pay,
um Wasser zu kaufen und einen Mörser, denn wir wollen uns im Busch
Caiperinhas machen können. Leider gibt es in Upinginton keinen Mörser,
also werde ich es mit einem Löffel probieren. Doch diesen Gedanken
musste ich dann auch verwerfen, denn mit einem Löffel kann man
vielleicht Zucker zerdrücken, aber kein Eis. Vielleicht werde ich dies
mit einem Hammer versuchen?
In Upington übernachten wir in einem
Haus, das einmal ein interessanter Mann erbaut hat, Mr. Bain bzw. Major
Bain, wie er von allen genannt wurde.
Er war der Enkel von Andrew
Bain, einem Straßen- und Brückenbauer, Geologen, Abenteurer und Soldat.
Er hat u. A. den Michell‘s Pass und Bain‘s Kloof gebaut. Major Bain hat
an beiden Weltkriegen als Soldat teilgenommen und wohl furchtbares
erlebt, dass er nicht vergessen konnte. Er wurde Landvermesser, hat die
ganze Gegend um Upington vermessen und einigen Straßen in Upington ihre
Namen gegeben.
Upington ist ja mittlerweile eine Stadt geworden,
aber als ich 1989 das erste Mal hier war, war es noch ein ziemlich
kleiner, langweiliger, in der Apartheid verwurzelter Ort.
Auf dem Weg
in den Kgalagadi (Kalahari) Transfrontier National Park müssen wir in
der Molopo Lodge übernachten, da im Park alles ausgebucht war und es
sonst nichts gibt. Ich hatte schon im Internet abfällige Kommentare über
die Lodge gelesen und kann dies nur ausdrücklich bestätigen. Das
Personal ist unfreundlich, das Steak war furchtbar und um an das
Waschbecken zu gelangen, muss man über die Toilettenschüssel steigen!!!
Am
10. September kommen wir endlich in Twee Rivieren, dem südlichen
Eingang zum Park, an. Hier müssen wir in den Park einchecken und auch
die Einreiseformalitäten nach Botswana erledigen, da wir am KAA Gate den
Park verlassen werden und es dort keine Immigration nach Botswana gibt.
Man erhält vom Parkmanagement eine Reisegenehmigung, in der u. A.
eingetragen wird, wann man den Park betreten hat. Dieses Formular muss
man nach Ankunft in der Unterkunft abgeben und es wieder abholen, wenn
man den eingezäunten Bereich in Nossob, unserer ersten Unterkunft,
wieder verlässt. So weiss man am Abend, d.h. wenn das Tor geschlossen
wird, wer sich noch draußen befindet. Dann wird man gesucht. Dies wird
allerdings teuer!
Nachdem alle Formalitäten erledigt sind,
begeben wir uns auf die Weiterfahrt nach Nossob. Es werden etwa 4
Stunden auf Sandpiste sein. Unterwegs halten wir natürlich wieder als
erstes nach dem König der Kalahari Ausschau, doch der lässt sich nicht
blicken.
Was nicht weiter verwunderlich ist, denn schließlich hat er genug Raum
um sich vor uns zu verstecken, nämlich 3,8 Millionen Hektar! = 38.000
Quadratkilometer und somit größer als Nordrhein-Westfalen (34.000 qkm)!
Doch
als Chris eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen, nämlich eine Toilette
aufzusuchen, auf einem Rastplatz nachkommt, gesellt sich ein Mann zu
mir, um mir zu sagen, dass nach 1
km rechts unter einem Baum ein
Gepard liegt. Wir fahren vorsichtig weiter und siehe da, dort räkelt
sich ein Gepard unter dem Baum. Mal steht er auf und streckt sich, dann
schaut er nach rechts und links. Damit sind seine Bewegungen bereits
ausgeschöpft und er legt sich wieder hin. Nun würde man ihn von der
Piste aus gar nicht nicht mehr sehen.
Ansonsten begegnen uns viele
Spiesböcke (Oryx), Gnus, Springböcke etc. Als wir gegen 17 Uhr in Nossob
ankommen, lassen wir den Tag ausklingen, d.h. Chris kocht und ich
spiele Sudoku bei einem Wodka Tonic. In Nossob kann man zelten oder auch
kleine Chalets mieten, die eine kleine Küche, Schlaf- und Badezimmer
haben. Vor dem Eingang ist noch eine kleine Veranda mit Tisch und
Stühlen. Das Wasser ist im ganzen Park nicht genießbar, da es zu salzig
ist und außer zum waschen, duschen und spülen nicht verwendbar. In
Nossob gibt es eine Tankstelle und auch einen kleinen Laden, in dem man
das Nötigste kaufen kann. Dazu zählt in Südafrika Brennholz für das
äußere Feuer und Alkohol für das innere. Wir haben allerdings alles von
zu Hause mitgenommen, einschließlich 40 Liter Trink-Wasser, 36 Flaschen
Rotwein, Wodka, Tonic, Fischdosen, eingefrorene Spätzle, Fleischwurst,
Rinderfilet, Käse und je Menge Würste aller Art von Raith (deutscher
Metzger in Kapstadt). Als wir in Nossob abfahren haben wir bestimmt
unterwegs noch 30 Liter Wasser gekauft, denn wir müssen unseren Vorrat
behalten und dort einsetzen, wo es gar nichts mehr gibt.
Am nächsten
Morgen wollen wir um 6:30 auf Pirschfahrt, doch wer will dann doch nicht
mit? Chris! Sie hat nicht gut geschlafen, ich soll geschnarcht haben
und deshalb will sie liegenbleiben. Folglich fahre ich allein los und
sehe außer ein paar Spiesböcken nichts! Nach meiner Rückkehr gibt es
Frühstück. Wir müssen den Rest vom Rinderfilet braten, denn dies war
angetaut, da der Freezer verrückt gespielt hatte. Also gibt es
Filetsteak mit Eiern, nicht schlecht für den Busch, oder? Am späteren
Nachmittag sind wir dann zusammen los, doch unsere Ausbeute war
kläglich. Am Abend gab es dann eine Linsensuppe mit Knackwurst von
Raith. Nach der Suppe mit Knackwurst haben wir uns dann an den
Vergelegen Mill Race gehalten (Rotwein).
Am 12.9. müssen wir 4
Stunden zurück in das Kieliekrankie Wilderness Camp, d.h. die Wilderness
Camps sind nicht umzäunt und die Tiere wandern abends und nachts durch
das Camp. In diesen Camps muss man sich komplett selbst verpflegen, es
gibt nichts zu kaufen. Allerdings sind die Hütten mit einer kleinen
Küche, Schlaf- und Badezimmer ausgestattet. Natürlich gibt es eine
Veranda mit Feuerstelle. Das Camp wird von einem Caretaker betreut, d.h.
er nimmt die Gäste in Empfang und reinigt die Hütten nach deren
Abreise. Er ist über Radio mit Nossob verbunden und erhält täglich
Informationen über die ankommenden Gäste. Wenn man bedenkt, dass die
Camps oft 150 km entfernt liegen und meist nur mit Allrad erreichbar
sind, muss man schon den Hut ziehen, denn das Ganze kostet täglich € 90
für die Hütte.
Als ich kurz vor Abfahrt in Nossob an der Tankstelle
noch den Tank fülle, kommt eine Frau auf mich zu und berichtet von einer
Löwin mit Jungen unter einem großen Baum in der Nähe von Marie se Gat,
nicht sehr weit Richtung Süden. Nach wenigen Minuten haben wir die
Stelle erreicht und ein weiteres Fahrzeug steht auch schon dort. Leider
sind die Löwen ca. 100 m entfernt und somit ohne Fernglas nicht richtig
zu erkennen. Aber das haben wir ja dabei und meine 400 mm Kamera-Linse
wird hoffentlich auch ein paar gute Bilder
liefern. Unter dem Baum
tollen mindestens 4 junge Löwen herum. 3 Löwinnen knabbern abwechselnd
an einem in der Nacht erlegtem Spießbock herum, der sicher mal seine 200
kg gewogen hat. Wir schauen dem Treiben 40 Minuten zu und fahren dann
weiter.
Nach etwa 2 Stunden Fahrt sehen wir einen Geländewagen am
Pistenrand sehen. Folglich fahren wir langsam an ihn heran und ein
Insasse zeigt auch schon mit seiner Hand auf die linke Seite. Nun sehen
wir keine 10 m von uns entfernt einen Geparden liegen, der sich gar
nicht um uns kümmert. Nach ein paar Minuten steht er auf und schaut
gespannt in eine Richtung, doch dann wendet er sich ab, läuft ca. 100 m
auf der
Sandpiste vor uns her, um dann hinter Sträuchern zu verschwinden. Ich mach jede Menge Photos.
Kurz
nach Mittag kommen wir in Kieliekrankie, dem Camp, an. Hier stehen hoch
auf einer Düne 4 Holzhütten mit Küche, Schlafzimmer, Bad und Veranda.
Alles in sehr ordentlichem Zustand, von Wilhelm, dem Caretaker. Wir
bekommen eine kleine Einweisung, denn abends und in der Nacht laufen
schon mal Hyänen durch das Camp. Wir werden uns vornehm zurückhalten,
denn die Burschen haben unglaublich starke Gebisse, sie fressen die
Knochen ihrer Opfer auch auf, nicht nur das Fleisch!
Die Hyänen haben uns verschont, aber im Bett neben mir gab Chris Hyänen ähnliche Schnarchtöne von sich.
Am
13.9. müssen wir früh aufstehen, denn es stehen 8-9 Stunden Autofahrt
an! Wir fahren nämlich wieder nach Norden über Nossob in das Gharagab
Wilderness Camp. Auf der Fahrt bis Nossob haben wir 2 Afrikanische
Wildkatzen ganz aus der Nähe sehen können. Allerdings nur für wenige
Sekunden, denn sie sind sehr scheu und waren sofort weg. Natürlich gab
es auch wieder jede Menge Spiessböcke, die werden ja für die Löwen
gebraucht. Aber auch große Sekretärsvögel, Riesentrappen, Falken,
Springböcke zu Hauff und allerlei anderes Getier.
In Nossob haben
ich dann auch unsere 4 Reservekanister auf dem Dach mit je 15 Litern
füllen lassen. Bei dieser Menge können die Kanister auf dem Dach liegen
bleiben beim Füllen, denn ansonsten müsste man 20 kg hochhieven! Zum
Entleeren der Dachtanks habe ich einen Schlauch, der an einem Ende eine
ausgesprochen praktische Vorrichtung enthält. Wenn ich nämlich aus dem
Tank Benzin in den Wagen laufen lassen will, stecke ich diese
Vorrichtung mit etwas Schlauch in die Kanister-Öffnung, wackele mit der
Vorrichtung im Tank hin und her, und siehe da, das Benzin läuft von
selbst in den Wagentank und man muss nicht den schweren Kanister
runterheben oder geschweige denn ansaugen!
Die Reservekanister habe
ich gefüllt, da wir auf den nächsten 600 km mit Sicherheit keine
Tankstelle finden werden, denn wir fahren ab jetzt nur noch durch eine
ziemlich einsame Gegend in der Kalahari.
An der Piste Richtung Norden
haben wir zahlreiche kleinere und größere Herden Gnus im Schatten von
Bäumen entdecken können, wohingegen im südlichen Teil des Parks nur
vereinzelte Gnus zu sehn waren. Es sind nur ca. 155 km von Nossob zum
Gharagab Wilderness Camp, aber wir haben ohne viel Sightseeing über 5
Stunden gebraucht. Um zum Gharagab Wilderness Camp zu gelangen sind am
Ende der Strecke 34 km Allrad angesagt. Im Camp erwartet uns Erik, der
Cartaker und zeigt uns unsere Hütte. Diese liegt etwas höher an einem
Hang, sodass man auf ein Wasserloch und in die Savanne schauen kann. Ob
wir auch erleben, dass Löwen einen Spiessbock erlegen, diesen aber nur
3/4 auffressen und Hyänen und Schakale den Rest? So wird es im Gästebuch
unseres Chalets berichtet.
Nachdem alles aus und eingeräumt war,
habe wir uns einen Wodka Tonic gegönnt. Zum Abendessen gibt es
Currywurst mit Original Westfälischem Vollkornbrot aus der Dose und
Erbsen. Zum Desert gibt es Vergelegen Mill Race.
Ich vergaß ganz zu
erwähnen, dass wir ab Upington, tagsüber Temperaturen um die 35-40 Grad
haben, es aber abends angenehm abkühlt. Dass kein Wölkchen am Himmel zu
sehen ist, ist fast selbstverständlich in der Kalahari.
Der 14.9.
wird ein geruhsamer Tag, denn wir haben uns nichts vorgenommen, keinen
km fahren, sondern nur von Zeit zu Zeit auf das Wasserloch schauen.
Zum
Frühstück gab es Spiegeleier mit Fleischwurst und Käse. Wir haben
danach empfunden, dass wir für eine solche Reise ganz gut essen, und
Chris bemerkte, dass sie dabei immer zunimmt.
Am Abend erscheinen
langsam hohe Wolken, die aber am nächsten Morgen wieder fast weg sind
und wir haben bereits 36 Grad um 9 Uhr.
Die Strecke am 15.9. vom
Gharagab Wilderness Camp zurück zur Hauptpiste ist zwar nur 29 km lang
(nicht wie angefahren, Einbahnpfad), dafür aber mit etlichen Dünen
Anstiegen gepflastert. Ich hatte zwar schon vor Tagen den Reifendruck
auf 1,5 Atü reduziert, aber die Allradübersetzung von 50/50 wieder auf
30/70 nach Ankunft im Camp geschaltet. So kam es dann auch wie es kommen
musste, möglicherweise noch halbschlafend wollte ich dann eine ca.
10-15 m hohe Düne mit Tiefsand langsam im 4. Gang erklimmen. Auf halber
Strecke merke ich dass dies nicht geht und gebe ordentlich Gas. Doch
nach nicht mehr als einem Meter saßen wird fest. Mir blieb nichts
anderes übrig als vorsichtig langsam rückwärts zu fahren und unten
weiter zurück zu rollen. Vor dem zweiten Anlauf habe ich dann erst mal
die Übersetzung auf 50/50 geschaltet und den 3. Gang eingelegt. Nun ging
es mit reichlich Gas schon beim Anlauf los und wir kamen ohne Mühe oben
an. Wir haben für die 29 km 1 1/2 Stunden gebraucht.
Während
unserer Fahrt ist die Temperatur dann bis auf 43 Grad gestiegen. Heute
wollen wir nur bis zum KAA Gate fahren, d.h. von der Hauptpiste sind
noch ca. weitere 2 1/2 Stunden zu fahren. Dort wollen wir im Zelt
übernachten, denn bis zur nächsten überdachten Unterkunft sind es
weitere 7 1/2 Stunden Fahrt.
Zum nördlichen Ein- und Ausgang des
Kgalagadi Nationalparks, dem KAA Gate, fahren nur wenige Leute. Wir sind
am 2.6.2008 dort in den Park eingefahren und bis heute sind es keine 4
Seiten mit je ca. 20 Einträgen mehr geworden, d.h. in 27 Monaten sind
nur 80 Fahrzeuge eingefahren! Als ich unsere Ausfahrt eintrug, stellte
ich fest, dass das letzte Fahrzeug vor 5 Tagen rausgefahren war!
Offensichtlich
bedingt durch die relativ wenigen Begegnungen mit Fahrzeugen sind die
Tiere in dieser Gegend viel scheuer und sie suchen sofort nach Anblick
des Wagens oder Hören des Motorgeräusches das Weite. So konnte ich kein
Foto einer 80-100 Stück großen Elanantilopenherde machen, denn sie waren
einfach zu schnell hinter Sträuchern und Bäumen verschwunden.
Gegen
12 Uhr kamen wir am Gate und auf dem Campingplatz an. Hier hatten wir
schon einmal in unserem Dachzelt ganz allein vor 2 Jahren übernachtet
und ein paar Löwen gegen 4 Uhr morgens brüllen gehört. Auch heute ist
niemand hier und es sind nur noch 38 Grad. Nun müsste ich das Bodenzelt
im Sand aufschlagen und unsere Luftmatratzen aufblasen. Doch ich
inspiziere erst einmal die Anlage. Es gibt ein offenes Plumsklo und
sogar ein Duschgerüst, doch ich entscheide mich dagegen, denn der
Gedanke alles am nächsten Morgen wieder einpacken zu müssen, treibt mir
schon jetzt Schweissperlen auf die Stirn. So verkünde ich, dass wir
weiterfahren werden, um in einem Bett zu schlafen, d.h. bis zum Kalahari
Rest Camp. Es war wirklich nicht der Gedanke an vielleicht wieder
brüllende
Löwen, sondern die schweisstreibende Arbeit, die mich so entscheiden
ließ. Löwen greifen niemanden im Zelt an, sondern meiden eher die Nähe.
Vom
Gate durch die Concession (Pachtgebiet) bis zu dem Dorf Zutshwa geht es
ca. 70 km durch eine traumhafte Landschaft. Hier möchte man dauernd
stehenbleiben, um das Umfeld zu genießen. Hohe gelb blühende
Mimosenbäume stehen im fast weißlich schimmerndem hohen Gras. Dann kommt
eine große Salzpfanne, die man nur in der Trockenzeit überfahren kann.
Oder es ist ein Gemisch aus kleinen und großen Sträuchern, hellem Gras
und Bäumen. Alles so gut wie unberührt. Es führt nur ein Pfad zu dem
Dorf, der aus teilweise Tiefsand besteht, aber leicht zu fahren ist.
Um
den Kgalagadi Park auf Botswanischer Seite schließen sich 4
Pachtgebiete an, die alle von einem Rinderfarmer (Hein Strumpher,
ehemals Deutscher?) zur Jagd von der Regierung gepachtet wurden. Jedes
Pachtgebiet ist ca. 490.000 Hektar groß! Hier kann man zu einem
entsprechenden Preis fast alles jagen, aber seit kurzen keine Löwen
mehr.
Allerdings muss man der Fairness halber auch erwähnen, dass
das Pachtgebiet bewirtschaftet wird, d.h. dass nur in limitiertem Umfang
abgeschossen werden darf.
Ich habe den Pächter vor 2 Jahren auf der
Game Farm seiner Tochter nahe Kang kennengelernt. Er hatte gerade am
Okawango das letzte Gebiet von 20.000 Hektar gekauft! Er trank Whisky
und lud mich dazu ein. Natürlich lief er barfuß und die Füße waren
voller Hornhaut und trockenem schwarzen Dreck, ein richtiger
südafrikanischer Farmer eben.
Die Straße von Zutshwa nach Hukuntsi
besteht aus Gravel, grau-weißem Staub und ungeheuren Schlaglöchern, die
man nicht sehen kann, da es zu grell ist. Es hat mehrfach heftig
gerumst, sodass ich dann noch langsamer gefahren bin, denn hier braucht
man keinen Achsenbruch!
Ab Hukuntsi gibt es zwar eine Teerstraße,
doch die wird gerade erneuert, sodass man auf einer Behelfsstraße fahren
muss, die allerdings auch voller Schlaglöcher ist.
Nach 9 1/2
Sunden Fahrt kommen wir schließlich an. Wir tanken voll und ich stelle
fest, dass der Wagen 17,3 Liter/100 km gebraucht hat. Das Gelände
fordert offensichtlich einen ordentlichen Zuschlag, denn auf Langstrecke
über Teerstraße braucht er nicht mehr als 12 Liter.
Heute sind wir
ca. 380 km gefahren, davon waren 190 km durch tiefen Sand, 70 km
furchtbare Schotterstraße mit tiefen Querrillen und 120 km Teerstraße
mit Pottholes (Schlaglöcher). Ein gelungener Tag!
Wir kommen um 17:30
im Kalahari Rest Camp an, einen Tag zu früh. Glücklicherweise ist ein
Chalet frei, sodass wir unseren Aufenthalt dort (2 Tage) um einen Tag
vorziehen und somit einen Tag früher abreisen werden. Hier gibt es
köstliche Rumpsteaks, sodass sogar Chris beschießt an beiden Abenden
eins zu essen.
Nkosi, der Schwarze aus Zimbabwe in der Bar der
Rezeption etc. ist sauer, denn wieder will ein Afrikaner
(südafrikanischer konservativer Weißer) nicht mit ihm am Telefon über
eine Buchung reden, sondern mit dem Besitzer. Doch der ist in Urlaub und
Nkosi ist sowieso dafür verantwortlich, doch dass stört den Afrikaner
nicht, denn meistens sprechen sie sehr schlecht englisch und damit sie
überhaupt etwas verstehen, muss man ihnen Zeit lassen.
In unserer
geplanten nächsten Unterkunft können wir jedoch nicht früher ankommen,
da man dort ausgebucht ist. Doch zwischen Kang und Kalahari Bush Breaks
gibt es nur noch
das East Gate, eine eher sehr einfache Bleibe mit Unterkünften für die Überland Lastwagenfahrer und einem Luxury Chalet.
Gegen
9:00, nach einer Scheibe Vollkornbrot mit Fleischwurst und 2 Tassen
Jakobs Milde Sorte geht unsere Reise weiter bis kurz hinter die
Botswanische/Namibische Grenze, das sind rund 400 km Teerstraße in
ordentlichem Zustand. Wir sind schon um 14 Uhr im East Gate, unserer
Unterkunft angekommen. Die Immigrations- und Zoll-Abfertigung in Mamuno
liefen problemlos ab. Man darf bloß nicht so genau hinschauen, denn auf
namibischer Seite ist alles recht schlampig und dreckig, die Beamten
wirken ziemlich lustlos.
Unser East Gate Luxory Bungalow hat mit
Luxus wenig zu tun, aber alles ist ja relativ. Wir haben eine Küche, 2
Schlafzimmer, Wohnzimmer und Bad. Alles ist sauber und die Betten sind
mit strahlend weißen Bettlaken und Bettbezügen bezogen. Das ist der
Luxus! Am Abend gibt es die restlichen mitgebrachten Kartoffeln als
Bratkartoffeln mit Spiegeleiern und anschließend werden wir uns einen
Film auf dem Computer anschauen. Schon wieder Luxus.
Unsere Fahrt zum
Kalahari Bush Breaks ist recht kurz, denn dort hatte ich gebucht und
auch schon bezahlt. Ursprünglich wären es bis hierher 7 Stunden
Autofahrt gewesen, was ja für einen Tag reicht.
Die Lodge liegt
recht schön auf einer Farm und ist auf Touristen in kleineren Gruppen
eingestellt. Alle Gebäude sind reetgedeckt. Es gibt einen offenen
Innenhof mit einer zentralen Feuerstelle, um die die Gäste herumsitzen
und in Lagerromantik schwelgen. Im überdachten Bereich stehen die Tische
zum Essen. Alles ist sehr rustikal, aber geschmackvoll eingerichtet.
Unser Zimmer ist OK, aber verglichen mit East Gate, der einfachen
Unterkunft, ist es zu teuer, denn es gibt keine Möglichkeit etwas selbst
zu machen, nicht mal einen Kaffee.
Es werden natürlich
Pirschfahrten für € 20, - pro Person angeboten. Es gibt 2 Wanderwege, 1
1/2 oder 2 1/2 Stunden und einen 4 x 4 Pfad. Wir entscheiden uns für
heute für die 4 x 4 Fahrt. Ja, es war 4 x4, aber über blöde große spitze
Steine, die meine Reifen zerschneiden könnten. Man muss sich das mal
vorstellen, wenn so ein Reifen in dem Gestein platzt. Den Wagen sichern,
damit er beim Anheben nicht wegrutscht, das Rad freilegen durch
hochpumpen, wechseln, runterlassen und festschrauben. Wie ich danach
aussehen würde, möchte ich gar nicht denken. Die Flussdurchfahrten im
Tiefsand waren natürlich herrlich und machten auch Spaß. Wir haben auch
bei den lächerlichen (lächerlich, weil kaum sichtbar) Bushmen Engravings
(Zeichnungen der Buschmänner)angehalten und diese gesucht. Jede Lodge,
auf der vielleicht mal ein Buschmann etwas in einen Stein geritzt hat,
vermarktet dies und die Touristen stehen dann mit offenem Mund vor
diesen Ritzen.
Das Essen am Abend ist schlicht schlecht, aber es gab
frischen grünen Salat mit Tomaten, daraus hätte besser das ganze
Abendessen bestanden! Wir bestellen den angepriesenen Chenin Blanc von
Napier, der ist zwar schön kalt, aber er hat einen unangenehmen
Nachgeschmack.
Im Zimmer schauen wir uns dann später den Film 2012 an. So ein Schwachsinn.
Zum
Frühstück gibt es die obligatorischen Eier mir Speck, die einem nach 10
Tagen Vollkornbrot mit Fleischwurst auch wieder mal schmecken.
Es
hat angefangen kräftig zu blasen und der Sand fliegt einem um die Ohren,
aber Chris braucht Bewegung, und so muss ich mit auf den 1 1/2
Fußmarsch. Zu Anfang ging es ja noch, da liefen wir nur auf Steinen,
doch dann kam tiefer Sand. Nach den 1 1/2 Stunden war ich geschafft,
denn es waren auch noch ca. 33 Grad!
Wir waren gerade wieder im
Zimmer zurück, da klingelt mein Handy. ADT, unsere Security Firma in
Südafrika ist dran und fragt, ob wir zu Hause seien, der Alarm sei
losgegangen. Ich verneine und frage, wieso sie mich anrufen und nicht
die Frau, die nach unserem Haus schaut. Es ist kein Vermerk eingetragen
worden, lautet die Antwort! Nach Rückkehr gibt es wieder Zoff mit denen!
Nun ruhen wir uns erst mal ein wenig aus, um dann bis zum
Abendessen noch den Film „John Rabe“ anzusehen. Den Film finden wir
beide sehenswert. Doch das dieser Mann dann verarmt stirbt, ist schon
eine Schande, doch 1950 gab es bei Siemens noch keinen Fond für solche
Fälle, ganz zu schweigen vom Staat.
Das Abendessen, ein festes Menü,
ist wieder scheußlich. Dafür erleben wir aber ein ausgewachsenes
Kalahari Gewitter mit nahen Einschlägen und einem kräftigen Sturm.
Geregnet hat es nicht sehr stark, aber der Regen flog erst mal
waagerecht, bis er unten ankam.
Die Batterie für unseren Freezer
scheint endgültig den Geist aufgegeben zu haben, denn die Temperatur ist
zu hoch und unser Wasser warm.
Glücklicherweise müssen wir auf der
Weiterfahrt über Gobabis fahren und dort gibt es einen Sparmarkt und
auch einen Shoprite. Wir kaufen Wasser, Eier und Äpfel. Das Gemüse sah
nicht genießbar aus. Wir werden es in Mariental erneut versuchen, denn
für die 3 Tage auf Koiimasis brauchen wir noch Gemüse und Fleisch.
Es
sind ca. 350 km bis Bagatelle, einer Game Lodge kurz vor Mariental.
Allerdings sind davon 280 km Schotterstraße und ordentlich Staub. Gott
sei Dank hat uns nur eine Auto überholt und wenige kamen uns entgegen,
aber ganz und gar verstaubt sind wir trotzdem.
Ich muss wieder
verstärkt auf die Straße achten, 50/50 Allrad ist auch eingeschaltet,
damit man nicht zu leicht aus den Kurven getragen wird. Doch als ich
einmal aufschaue und nach rechts blicke, traue ich meinen Augen nicht,
denn da scheint ein Spaßvogel inmitten der Pampa 4 Giraffen in
Originalgröße aus Pappe aufgestellt zu haben. Aber beim dritten hinsehen
fällt mir auf, dass eine dieser Pappgiraffen mit einem Ohr wackelt? Es
ist kaum zu fassen, aber an der M 41 stehen plötzlich 4 Giraffen und
schauen uns in aller Ruhe an. Selbst mein zurückfahren, um besser
fotografieren zu können, stört sie nicht.
Um 14 Uhr haben wir es
geschafft, wir sind zwar etwas durchgerüttelt aber dafür hellwach.
Bagatelle erweist sich als umgebaute Farm mit 4 Chalets auf einer Düne
gelegen und anderen Unterkünften unterhalb der Dünen. Wir wohnen in
einem Chalet auf den Dünen, das sehr nett eingerichtet ist und einen
Kühlschrank hat. Dieser ist zwar für den Verzehr der Minibar gedacht,
doch wir werden ihn für unser Wasser und Wein nutzen.
Beim Einchecken
hatten wir noch nicht einmal unseren Zimmerschlüssel, da werden wir
auch schon gefragt, ob wir an der Pirschfahrt teilnehmen wollen für €
28,- pro Person und am nächsten Morgen am Geparden Viewing für € 16,- in
einem eingezäunten Bereich. Wir werden an keinem der Drives teilnehmen,
denn wir haben genug Game Drives im Kgalagadi Park gefahren und
außerdem gibt es weniger zusehen als dort. Schließlich hatten wir 2 x
einen Geparden vor der Linse, einmal sogar aus nächster Nähe in freier
Wildbahn. Aber diese Game Drives scheinen ein beachtlicher Teil der
Einnahmen in diesen Lodges zu sein.
Schon bei unserer Ankunft hatte
es stark gestürmt, doch dies hat sich noch erheblich gesteigert. Wir
konnten uns nicht auf die Veranda setzen, der rote Sand der Düne wäre
uns um die Ohren geflogen.
Zum Abendessen mussten wir dann 300 m
durch tiefen Sand zur Lodge gehen. Es war mittlerweile so kalt geworden,
dass ich meine chinesische Plastik Lederjacke anziehen musste und es
mir trotzdem nicht zu warm wurde. Zum Essen konnten wir einen Delheim
Pinotage Rosé trinken, der sogar richtig kalt war. So gegen 20.30 als
wir zurück zu unserem Chalet gingen, waren es nur noch 10 Grad! In der
Nacht haben wir in der Kalahari gefroren, denn wir haben die Extra
Decken erst am nächsten Morgen entdeckt. Die Temperatur war in der Nacht
auf 5 Grad gesunken, und das am Anfang des Sommers.
Am 21.9.
ging es weiter zur Farm Koiimasis (Versammlungsplatz), wieder ca. 350
km, meist Schotter oder Sandpiste. Um 9.00 Uhr waren es erst 10 Grad, es
sollten auch nicht mehr als 23 werden. Die Landschaft verändert sich
langsam. Von endlosen Weiten mit kleinen Sträuchern in ab und an weiten
Gelb-Weißen Grasflächen mit vereinzelten Bäumen. Erst hügelige und
später karstige Berglandschaft mit vereinzelten Köcherbäumen an den
Hängen.
Der Köcherbaum kann zwar bis 9 m hoch werden, doch er ist
kein Baum, sondern eine Aloe. Der Stamm wird bis zu einem Meter im
Durchmesser. Er ist frostunempfindlich, aber am liebsten sind ihm heiße
Temperaturen so um die 38 Grad. Er blüht zum ersten Mal nach 20-30
Jahren.
Zwischen den Bergen liegen weite Flächen mit vereinzelten
Bäumen, an denen oft auch große Weber-Vögelnester hängen. Wir sind in
Koiimasis östlich der Naukluft, den großen Dünen von hier bis zum
Atlantik. Kurz vor der Abfahrt nach Koiimasis waren die ersten riesigen
roten Dünen zu sehen.
Wir waren ja schon vor 2 Jahren eine Nacht
hier und haben die wunderschöne Aussicht von der Lodge aus genossen, die
der Grund für unsere wiederholte Anfahrt ist. Wenn man
allerdings von der D 707 nach Koiimasis abbiegt fragt man sich beim ersten Mal, wo dieser 20 km lange Pfad wohl hinführen mag.
Wir
haben dieses mal jedoch das „Schwalbennest“ gebucht. Dies ist ein
Selbstversorger Chalet, das ganz allein etwa 4 km von der Lodge entfernt
liegt, eingebettet in große Felsblöcke, die auch einen Teil der Wände
bilden. Obelix wäre hier in seinem Element, denn es gibt Hinkelsteine in
Hülle und Fülle. Strom und warmes Wasser werden über Solarpanele
erzeugt. Außerdem haben wir einen gasbetriebenen Kühlschrank, sodass wir
unseren Wein gekühlt genießen können. Auch hier wurde wie bei den
Chalets in der Lodge auf jedes Detail geachtet und sehr ordentlich
ausgeführt. Natürlich von einem Deutschen!
Vom Schwalbennest blickt
man auf besagte Berge, die bis zu ca. 15 km entfernt liegen. Hin und
wieder zieht ein Strauß entfernt vorbei, Vögel besuchen uns und am
frühen Abend stehen plötzlich 4 Klippspringer keine 20 m entfernt. Doch
meine kleine Bewegung hat sie zur Flucht bewegt. Später standen sie
unter einem Baum und fraßen irgendetwas, das vom Baum zu Boden gefallen
war. Es können nur kleine Früchte gewesen sein, denn Sand mögen die
bestimmt auch nicht.
Für das Abendessen hatten wir uns bei Ankunft
Straußenfilets gekauft, die ich dann auf offenem Feuer gegrillt habe.
Wir haben allerdings wieder festgestellt, dass Strauß nicht unsere Sache
ist. Zusätzlich dazu habe ich unsere letzten Nürnberger vom Raith
gegrillt. Chris hat Paprika, Zwiebeln und Zucchini leicht geschmort,
somit war unser Abendessen fertig. Da wir im Freien, unter unserer
Pergola essen wollen, müssen wir uns warm
anziehen, denn es ist frisch. So kommt meine chinesische Plastik Lederjacke wieder zum Einsatz.
Am
nächsten Morgen ist es allerdings schon wärmer geworden und wir können
ohne Jacke frühstücken. Es heißt, der Sommer sei jetzt angekommen.
Wir
könnten hier mit Führung ausreiten, doch Chris mag das Gesabber um das
Pferdemaul nicht und ich möchte nicht mit meinem Titanknie vom Pferd
fallen. So sind unsere Aktivitäten bis aufs Gehen begrenzt. Wir genießen
den Ausblick und die absolute Ruhe. Heute war die Venus früher am
Himmel als der Mond, dafür strahlte er aber goldgelb.
Eigentlich
wollten wir hier 2 Nächte bleiben, doch im Eagles Nest von Klein-Aus
können wir nur eine Nacht unterkommen, sodass wir 3 Nächte im
Schwalbennest verbrachten. Es war zwar sehr schön dort, doch hätten 2
Nächte auch gereicht.
Zum Eagles Nest in Klein-Aus brauchen wir 3 Stunden über Schotterstraße entlang dem Naukluft Park.
Da
wir etwas zu früh in Klein-Aus ankommen, haben wir den
Kriegsgräberfriedhof des I. Weltkrieges in Aus besucht. Viele junge
Soldaten mussten hier im November 1918 noch ihr Leben lassen. Auf dem
Weg zum Eagles Nest kann man heute noch die Schießschanzen von damals
sehen und sich vorstellen, wie die jungen Leute um ihr Leben kämpften.
Den
Wildpferden, etwa 12 km von Klein-Aus auf dem Weg nach Lüderitz, haben
wir auch noch vor dem Einchecken einen Besuch abgestattet. Sie scheinen
sich gewaltig vermehrt zu haben. Eine deutsche Reisegruppe hat sich die
Pferde bestimmt 1 Stunde lang angeschaut. Wie kann man sich Pferde eine
Stunde anschauen? Aber der Reiseleiter muss ja die Zeit rumkriegen, denn
sonst gibt es ja nur noch die alten deutschen Häuser in Lüderitz, die
man sicher alle abfahren wird.
Wir waren zwar schon einmal in
Klein-Aus, auch in Lüderitz, wohin wir nicht noch einmal fahren, aber
wir hatten vor 2 Jahren ein Chalet neben der Lodge. Dieses Mal wohnen
wir im Eagels Nest, d.h. im „The Rock“. Dieses Chalet ist 7 km entfernt
von der Lodge und in
einem Hang mit gewaltigen Boldern (riesige
Felsen) eingebettet. Hoffentlich kommt in der Nacht nicht so ein
gewaltiger Brocken heruntergestürzt, denn dann wären wir richtig platt.
Man hat sich sehr große Mühe gegeben, denn in diesem unwirklichen
Gelände so ein Chalet hinzustellen bedarf viel Phantasie. Es ist
jedenfalls ganz toll gelungen: ein großer Raum mit Essecke, kleiner
Küche und Schlafzimmer. Durch eine Tür geht es zur Toilette und Dusche.
Eine andere Tür führt zu einer kleinen überdachten Veranda mit toller
Aussicht über die Wüste und in die Berge.
Wir haben im Lodge Shop
Rumpsteaks und Brennholz für den Grill gekauft. Wir wollen lieber selber
grillen, als 14 km (hin und zurück) zur Lodge ins Restaurant zu fahren.
Mit Mühe und Not bringe ich unser Grillholz zum Brennen und die
Rumpsteaks gegrillt, doch sie sind recht zäh und schmecken nicht. Das
geschmorte Gemüse von Chris war das Beste des heutigen Abendessens.
Christine
liest das Gästebuch und hört so manche Beschwerde über die Auffahrt. Es
scheint mehr als einer den Kotflügel seines Wagens verbeult zu haben.
Tatsächlich bin auch ich vor der Auffahrt ausgestiegen und habe sie mir
zu Fuß angeschaut. Es war zwar eng und sehr steil, aber so eng auch
wieder nicht, denn meinen Toyota habe ich bequem wenden können.
Es
wird von Wildlife in dem Chalet berichtet, d.h. Mäuse sollen den Raum
unsicher machen. Da bin ich mal auf das Geschrei in der Nacht gespannt.
Doch wider Erwarten erleben wir kein Mäusegekrabbel und somit auch kein
Geschrei.
Am 25.9. wollen wir eigentlich nur bis Keetmanshoop fahren
und uns dort den Köcherbaumwald ansehen. Doch als wir in Keetmanshoop
ankommen, beschließen wir sofort Wasser einzukaufen, den Köcherbaumwald
anzuschauen und nach Pofadder in Südafrika weiterzufahren. Was hätten
wir den Rest des Nachmittags in Keetmanshoop machen sollen? Etwa das
alte Schützenhaus oder das alte deutsche Posthaus anschauen? Nein, zu
dieser Art Touristen zählen wir nicht. Dies bedeutete allerdings für
mich weitere 5 Stunden Auto zu fahren, und zwar die Hälfte davon über
Schotterstraße. Zuerst geht es südlich über die B 1 an den Großen
Karasbergen vorbei bis Grünau, dann die B 3 nach Karasburg. Ab hier
erinnert die Strecke eher an Mondlandschaft bis der Oranje kommt, wo
sogar auf südafrikanischer Seite Wein angebaut wird. Die Schotterstraße
auf Namibischer Seite war allerdings recht gut, nur in Südafrika war sie
grauslich. Die Grenze zwischen beiden Staaten verläuft hier mitten
durch den Oranje-Fluss (Gariep). Die Abfertigung auf beiden Seiten war
recht freundlich, allerdings roch der „eher weisse“ Namibische
Immigrations Beamte stark nach Alkohol.
Pofadder liegt an der
Schnellstraße N 14, die von Upington nach Springbok führt. Wer hier
freiwillig lebt, ist selber schuld. Dafür gibt es aber mehrere große
Kirchen, die einem das Paradies für später versprechen.
Wir wohnen in
einem winzigen Zimmer in einer kleinen neueren Wohnanlage, die vom
Pofadder Hotel betreut wird. Aber es ist sauber und die Schlafdecken
warm, denn es wird wieder sehr kalt in der Nacht. Zum Abendessen fahren
wir in das Hotel und essen gegrillte Schweinerippchen, die sogar mit
etwas mehr Sauce geschmeckt hätten. Da es nur warmen Rotwein aus dem
Karton gab, haben wir ein Bier vorgezogen, denn unser Rotwein ist seit
Klein-Aus in unseren Mägen verschwunden.
Eigentlich wollte ich ja von
Pofadder über die R 358 und R 364 nach Clanwilliam fahren, doch Chris
erklärt, dass sie genug durchgerüttelt wurde und auch schon genug Staub
geschluckt hat. Somit bleibt mir keine andere Wahl, als über die N 14
nach Springbok und dann über die N 7 nach Clanwilliam zu fahren.
Irgendwo vor Clanwilliam taucht vor uns ein älterer Landrover auf, der
meist mitten auf der Straße fährt. Doch dann schwenkt er links bis fast
in den Graben und dann wieder nach rechts weit über die Straßenmitte
hinaus. So unaufmerksam kann man nicht fahren, außer man steht unter
Drogen oder ist betrunken. Der Wagen hat ein Namibisches Kennzeichen und
ein großes Logo von „Open Africa“ auf
der Rückseite (Open Africa
ist ein Reiseunternehmen). Ich bitte Chris dies zu notieren, denn ich
will „Open Africa“ anrufen und ihnen mitteilen, dass eins ihrer
Fahrzeuge sich so verhielt. Es stellt sich heraus, dass dieses Fahrzeug
nicht der Firma gehört und man ist verärgert, dass jemand ihren Logo
benutzt und somit für schlechtes Image sorgt.
In Clanwilliam habe ich
die Clanwilliam Lodge ausgesucht, die am Eingang des Ortes liegt. Hier
habe ich uns eine Junior Suite gegönnt, die riesig groß ist. Es gibt ein
Himmelbett, einen großen Fernseher mit Flachbildschirm, die Badewanne
steht frei im Raum und auch die Dusche ist offen im Raum integriert. Ein
derartiges Zimmer würde man in Clanwilliam nicht erwarten, denn wir
sind hier auf dem Land, auch wenn es unweit neben der N 7 liegt.
Am
27.9. fahren wir einen Tag früher als geplant nach Hause. Es hat in den
vergangenen Wochen hier ordentlich geregnet, denn der Damm oberhalb von
Clanwilliam ist 100 % gefüllt. Die Landschaft ist grün, eine Farbe, die
nur für wenige Wochen so sein wird und dann wieder Gelb-Braun in der
Trockenzeit. Im Citrus Tal hat man ein kilometerlanges
Kanalnetz angelegt, um Wasser aus dem Olifant Fluss abzuzapfen und damit die Citrus Haine zu bewässern.
In
Somerset West angekommen, fahren wir erst einmal zum Spar Markt, um ein
paar Sachen zum Essen einzukaufen. Dann muss ich bei Deukom anrufen
(von denen beziehen wir unsere Signale), damit wir heute Abend deutsches
Fernsehen sehen können.