Südafrika
Somerset West,
Addo-Elefant National Park
5.3.-8.4.2020
Vor 7 Jahren sind wir von Somerset West, Südafrika, zurück
nach Deutschland umgezogen, nachdem wir dort etwas über 11 Jahre gelebt und
gewohnt haben. 2018 sind wir zwar für 2 Wochen nach Namibia geflogen und haben
dort eine Rundreise mit einem Mietwagen gemacht, aber Südafrika haben wir auf
dieser Reise gemieden, obwohl die Länder Nachbarn sind. Haben wir uns vor den
schönen Erinnerungen an das Land gefürchtet? Denn wir hatten schon mehrfach
darüber nachgedacht wieder zurück nach Südafrika zu ziehen, aber dann doch
wieder verworfen.
So kam es uns vielleicht ganz gelegen, dass Christines Schwester
im Sommer 2019 verlauten ließ, dass sie gerne noch einmal nach Südafrika reisen
würden. Sie hatten uns zum Jahresende 2012 in Südafrika besucht und es scheint
ihnen dort gefallen zu haben.
So kamen wir überein zum Ende des südafrikanischen Sommers, d.h.
im März 2020 für etwas 3 Wochen gemeinsam dorthin zu reisen und mir wurde die
Planung und Buchung für die Flüge und Unterkunft übertragen.
Nachdem ich ein Haus in Somerset West, unweit unseres
früheren eigenen Hauses, zum Mieten für 2 Wochen gefunden hatte und unser
mehrtägiger Ausflug zum Addo-Elefant Nat. Park unter Dach und Fach war, konnte
ich auch schon früh unsere Flüge mit Condor nach Windhoek für den 5.3.20
buchen.
Der Abflugtag kommt näher und wir freuen uns auf Afrika.
Im Fernsehen wird über einen Virus in Wuhan, China berichtet
und dass sich dieser dort auszubreiten scheint. Von einer Gefahr für Europa
oder Afrika wird zu dieser Zeit noch nicht berichtet.
Der Flug ist relativ angenehm, denn wir haben uns statt
Holzklasse Economy Premium gegönnt, das mehr Beinfreiheit, einen Halbliegesitz,
bessere Essen und Getränke bedeutet.
In Kapstadt angekommen holen wir unseren Toyota RAV 4
Mietwagen am Flughafen ab und fahren zu unserem Miethaus.
Das Haus liegt in leichter Hanglage, sodass wir die Hottentots
Berge, Strand und Gordons Bay sehen können. Es ist recht geräumig, hat 2 Schlaf-
und Badezimmer, eine große Küche mit allen Gerätschaften sowie ein sehr großes
Wohn-Esszimmer. Hinter dem Haus ist eine kleine Terrasse, auf der wir Essen und
Trinken können, wenn es das Wetter zulässt.
Da wir teilweise Selbstversorger sein wollen, steht der
Einkauf für Frühstück etc. noch am Nachmittag bei Woolworth an.
Es folgen in den nächsten viele Ausflüge nach Hermanus, wo
sich zur richtigen Jahreszeit Wale direkt vor dem Ort im Meer tummeln.
Im Natur Reservat bei Bettys Bay besuchen wir die große
Pinguin Kolonie, die dort auch brütet.
Durch den wunderschönen Garten von Vergelegen zu schlendern
ist auch nach dem 5mal immer noch ein Genuss, ganz zu schweigen von den über
300 Jahre alten gewaltigen Kampferbäumen.
Nach Kapstadt fahren wir, weil Christine, ihre Schwester und
Schwager mit der Seilbahn auf den Tafelberg fahren wollen. Ich möchte auf das
Vergnügen verzichten und laufe derweil im Zentrum umher und fotografiere, was
mir bisher entgangen ist, denn per pedes bekommt man doch reichlich mehr zu
sehen als aus dem Auto. Nach 1,5 Stunden soll ich sie wieder an der Station
abholen. Als ich ankomme stehen sie schon da und frieren wie die Schneider.
Warum frieren die Schneider eigentlich?
Wir fahren zur Waterfront und trinken erst einmal einen
heißen Kaffee damit die drei sich wieder wohler fühlen. Danach ist Sashimi bei
Willoughbys angesagt. Hier sind wir 11 Jahre zum Sashimi/Sushi-Essen
hingefahren. Willoughbys ist ein wirklich tolles Restaurant mit einer großen
Auswahl an japanischen Gerichten, aber überwiegend Fisch, Garnelen und Lobster.
Wir wurden niemals enttäuscht und haben den frischen rohen Fisch wie Hamachi,
Maguro, Ebi, Toro und Hirame. Ika = Tintenfisch habe ich gerne anderen Kunden
überlassen. Ein leckeres Essen mit 2 Glas Weißwein für jeden von uns kosteten €
50,-, da kann man nicht meckern!
Bevor wir zum zweiten Mal in die Waterfront nach Willoughbys
fahren, laufen wir ein paar Stunden durch den Botanischen Garten in
Kirstenbosch, im Stadtteil Newlands von Kapstadt.
Selbstverständlich gehört auch wieder die Kap Umrundung zu
unseren Ausflügen auf dieser Reise. D.h. wir fahren über den Baden Powell Drive
Richtung Muizenberg, halten und fotografieren an der Bolder Beach und weiter geht
es zur Cape Point Ostrich Farm. Wenige Kilometer weiter müssen wir einfach
wieder an der Ausstellung der Granit Figuren halten und durch die Ausstellung
laufen. Hier sind hunderte Skulpturen in verschiedenen Farben und Größen
ausgestellt. Es fängt bei wenigen kg an und hört bei mehreren 1.000 kg auf.
Über den Chapmans Peak gelangen wir zum Aussichtspunkt auf
die Long Beach und später nach Camps Bay, einem Vorort Kapstadts an der
Westküste, in dem wohlhabendere Einwohner leben. In einem der vielen
Restaurants trinken wir einen Kaffee und lassen den Tag ausklingen.
Christine trifft sich mit einer Freundin aus unserer Zeit in
Somerset West und ich fahre mit Schwägerin und Schwager zu unserem alten
Golfclub Erinvale. Ich hatte vorher angerufen, denn sonst wären wir nicht
reingelassen worden, da Security am Gate steht und jeden Besucher prüft.
Von der Terrasse des Clubhauses hat man einen schönen Blick
auf die Hottentots Berge und auf Grün 9 und 18, außerdem kann man hier gut
sitzen und dem Treiben der Golfer zuschauen.
Durch meine 2 täglichen Newsletter des Spiegels sind wir
über die Entwicklung des Virus weltweit recht gut informiert und wissen, dass
es erste Vorschriften im Umgang miteinander in Deutschland gibt. In Somerset
West merken wir bei einem Restaurant Besuch, dass Tische weiter
auseinandergerückt sind, aber direkte Direktiven gibt es noch nicht.
Wir hatten unser Haus bis zum 20.3. gebucht und wollen
anschließend zum Addo-Elefant Nat. Park fahren. Da ich die annähernd 800 km
nicht in einem Rutsch fahren will, habe ich auf halben Weg in Knysna ein Hotel
für uns gebucht.
Wir treffen am frühen Nachmittag dort ein, checken ein und
laufen durch den Ort. Am Hafen an der Waterfront finden wir ein einladendes
Restaurant und essen zu Abend. Auch hier werden nicht alle Tische belegt und
auf Abstand wert gelegt.
Am Abend, bereits zurück im Hotel, erhalte ich von Condor
per E-Mail die Nachricht, dass man aufgrund der aktuellen Reisewarnung des
Auswärtigen Amtes den Flug DE 2291 am 25.3. leider nicht durchführen kann.
Gleichzeitig sollten wir uns bei Condor für die Luftbrücke
des Auswärtigen Amtes registrieren, falls wir noch keine Rückflugmöglichkeit
nach Deutschland gefunden haben. Hätten wir riechen sollen, dass das Auswärtige
Amt eine Reisewarnung ausspricht und einen zweiten Flug neben Condor buchen?
Wir registrieren uns zwar sofort, werden am 22. und 25.3. aber
nochmals dazu aufgefordert dies zu wiederholen!
Da ich der Meinung bin, dass jetzt das große Chaos
ausbrechen wird und keine Rückflugtickets auf den verbleibenden Flügen der KLM
oder British Airways mehr zu erhalten sind, fahren wir weiter wie geplant in
den Addo-Elefant Nat. Park und warten das weitere Geschehen ab.
Dort angekommen müssen wir im Hauptcamp einchecken, da wir
in neuen Chalets innerhalb des Parks wohnen, die mit stabilen Elektro-Zäunen
gegen Elefanten gesichert sind, aber keine Rezeption haben. Allerdings
funktionieren die Remotes zu dieser Enklave nur bis abends 18 Uhr und morgens
ab 6 Uhr, d.h. man muss vor 18 Uhr drin sein und kann erst morgens ab 6 Uhr
wieder in den Park fahren.
Im angrenzenden Minimarkt kaufen wir noch Fleisch zum
Grillen und machen uns auf den Weg zu unseren Chalets, die etwa 30 Minuten
entfernt liegen. Kurz nach der Ausfahrt aus dem Hauptcamp, die übrigens
tagsüber bewacht und nachts geschlossen ist, begegnen wir einer etwa
20-köpfigen Herde Elefanten, die diesem National Park ihren Namen gegeben
haben. Sie überqueren ganz selbstverständlich vor uns den Fahrweg, sodass wir
für ein paar Minuten anhalten müssen.
Bei der Auswahl der Unterkunft im Addo-Elefant Nat. Park
scheine ich die richtige Wahl getroffen zu haben, denn diese Art Unterkunft gab
es bei unseren vorherigen Reisen noch nicht. Hier stehen 6 Chalets in einer
umzäunten Enklave, die für National-Park Unterkünfte in Südafrika sehr gut
ausgestattet sind.
In einem sehr großen Raum steht ein Doppelbett, dahinter ist
eine kleine Küche mit Tisch und Stühlen. Das Bad ist auch sehr geräumig und gut
ausgestattet mit Dusche und Whirlpool. Auf der Terrasse ist ein Grillplatz
eingerichtet mit Tisch und Stühlen und es gibt abermals einen kleinen Pool.
Aber das Schönste ist, dass man einen freien Blick aus eine
Graslandschaft hat. Dort sehen wir jetzt einige Büffel und nach unserer
Rückkehr später grast dort ein Nashorn. Außerdem kann man innerhalb der Enklave
zu einem Ausguck auf ein Wasserloch gehen. Dort haben wir am nächsten
Nachmittag einen Elefanten-Bullen, mehrere Warzenschweine, Reiher und Kudus gesichtet.
Nachdem wir uns ein wenig häuslich eingerichtet haben,
fahren wir auf die erste Pirsch.
Der Nationalpark wurde 1931 zum Schutz der elf letzten
überlebenden Elefanten der Region eingerichtet, die bis zu diesem
Zeitpunkt noch nicht zum Opfer von Elfenbeinjägern oder Farmern geworden waren.
Im Jahr 1954, als es 22 Elefanten gab, ließ der damalige Parkmanager eine
Fläche von 2270 Hektar = 22,7 qkm mit Elefantenzäunen umgeben. Dieser Zaun wird
noch heute vom Park genutzt und ist als „Armstrong-Zaun“ nach seinem Erfinder
benannt.
1989 war ich das erste Mal in Südafrika. Damals hatte
die Gelegenheit mit dem 7er BMW des Geschäftsführers der Wella Südafrika auf
große Rundreise durch das Western-, Northern- und Eastern Cape zu gehen. Dazu gehörte
auch der Addo Elefant National Park. Auf der Fahrt durch den Park waren wir
plötzlich von einer Herde Elefanten umgeben, sodass wir stehen blieben und uns
dabei ziemlich unwohl fühlten. Ich hatte zwar schon mehrfach mitten in einer
Herde zahmer Kühe gestanden, aber noch nicht mitten einer Herde wilder
Elefanten.
Heute bemisst der gesamte Park 1.640 qkm (2/3 des Saarlandes) und ist damit
enorm gewachsen. Trotzdem stößt der Park mittlerweile mit seiner Elefanten
Population an seine Obergrenze, denn es sind etwa 600 Stück, die von 120.000
Touristen jährlich bestaunt werden.
Neben den Namensgebern leben Büffel, Löwen, Nashörner, Leoparden,
Kudus, Buschböcke, Warzenschweine, Elan-Antilopen, Oryx-Antilopen, Springböcke,
Hyänen, Zebras etc. in Park.
Somit kann man mit etwas Glück die sogenannten „Big Five“
erleben.
Auf der ersten Pirschfahrt am Nachmittag begegnen wir ein
paar Warzenschweinen mit gewaltigen Hauern, einigen männlich und weiblichen
Kudus, Zebras, einem Vogelstrauß und sehr versteckt unter einem Strauch einem
männlichen Löwen. Das ist ein Glücksfall, denn die machen sich rar.
Etwas entfernt grast eine Herde Kuh-Antilopen und natürlich
bringen uns Elefanten wieder dazu vor ihnen zu halten, denn sie genießen hier
die Vorfahrt.
Nun wird es Zeit zu unserem Chalet zu fahren, denn wird Zeit
um rechtzeitig einzufahren. Um 17:55 passieren wir da Tor und die Sonne ist
bereits untergegangen.
Nun ist in Südafrika Grillzeit, an die wir uns natürlich
auch streng halten. Das Grillfeuer wärmt an kühlen Abenden und lädt zu einem
Bier oder Glas Wein ein. Auch diese Regel nehmen wir sehr ernst und befolgen
sie natürlich.
Heute Abend wollen wir nicht alt werden, denn morgen früh
soll es früh losgehen.
Christine ist schon um 7 Uhr in unserem kleinen Pool und
friert. Ich schaue ihr zu und fotografiere ein Vogelpaar, dass ca. 80 cm vor
mir auf der Terrasse-Begrenzung sitzt. Die beiden bauen gerade in Nest, denn
sie fliegen mit Federn im Schnabel in ein halbfertiges Nest oben hinter mir.
Auch der Elefantenbulle, dem wir auf unserer Pirschfahrt als
erstes zu Gesicht bekommen, scheint im Zustand sexueller Erregung zu sein, denn
sein zweiter Rüssel baumelt ihm zwischen den Beinen herum.
Wir sind auf der Fahrt zum Hauptcamp um dort den neuesten
Stand in Sachen Virus in Erfahrung zu bringen.
Auf dem Weg dorthin werden wir reichlich von der
Addo-Tierwelt entlohnt, denn wir begegnen Kudus, Zebras und einer Manguste.
Im Camp unterhalte ich mich mit anderen Reisenden und
erfahre, dass der eine oder andere Tickets bei Reisebüros gekauft und bezahlt,
aber nicht erhalten hat. Einige haben dies bereits zweifach erlebt. Das Chaos ist
groß und niemand kennt die Sachlage der verbliebenden Flugverbindungen
wirklich. Uns lässt dies alles bis jetzt noch kalt, denn wir wissen, dass wir
keinen Flug haben und warten auf Information vom Auswärtigen Amt.
An der Wasserstelle unterhalb des Hauptcamps, die man gut
einsehen kann und die auch geschützt ist, erscheint eine immer größer werdende Elefantenherde.
Elefanten Mütter, Tanten, alle Größen einschließlich Babys erscheinen und laben
sich. Als dies soweit abgeschlossen ist, wird das Äußere behandelt, d.h. manche
suhlen sich im Schlamm, andere werfen sich Wasser über den Körper und tauchen
ganz unter.
Man kann ihnen immer wieder mit Freude zuschauen, aber man
sollte gebührenden Respekt behalten und vor allem Abstand halten.
Mittlerweile ist es um die Mittagszeit und unsere Mägen verlangen
zumindest nach einem Getränk. Wir trinken nur einen Kaffee, denn das Restaurant
ist, wie wir aus Erfahrung wissen, nicht empfehlenswert für Speisen.
Wir fahren aus dem Camp und stoßen auf eine kleine Gruppe
Paviane beim Sex, was bei denen so eine Art Zeitvertreiben zu sein scheint,
denn dies sieht man immer wieder.
Ein Zebra am Wegesrand erhebt sich als wir näherkommen und
man sieht sofort, dass dieses Tier nicht mehr lange zu leben hat, denn es ist
an einem Bein stark verletzt und humpelt fort. Eine recht leichte Beute für die
Löwen im Park.
Nun ist es ziemlich warm geworden und wir beschließen uns
für 2 Stunden zurückzuziehen, denn die Tiere sind um diese Zeit auch nicht
sonderlich aktiv und halten sich auch im Schatten auf.
An dem Wasserloch außerhalb unserer Enklave steht der
einsame Elefantenbulle und geht in den gelben Algen-Teich und trinkt. Als er
nach vielleicht 20 Minuten wieder da rauskommt, hängt sein zweiter Rüssel voll
ausgefahren zwischen seinen Beinen. Man könnte fast meinen, dass der Bursche
dort gerade ein Aphrodisiakum eingenommen hat, denn bevor in das Wasser stieg,
war der Rüssel noch eingefahren.
Unsere spätere Pirschfahrt war nicht sonderlich erfolgreich,
denn außer den üblichen Verdächtigen wie Elefanten, Kudus, Zebras und
Warzenschweinen, hat sich niemand mehr blicken lassen.
Der Abend klingt mit Grillen, ein paar Gläsern Wein und
einem wunderschönen Sonnenuntergang aus.
Am nächsten Morgen ist der Himmel komplett grau zugezogen
und es sieht unfreundlich frisch aus. Das richtige Wetter für unsere Rückfahrt.
Auch dieses Mal habe ich nur die etwa halbe Strecke vorgesehen und eine
Übernachtung in Wilderness gebucht. Diesen kleinen Ort mit einem langen Strand kannte
Christine und ich schon von früheren Reisen.
Da wir uns heute selbst verpflegen wollen, fahren in das
Milkwood Village zu KWIKSPAR. Milkwood Village ist ein winziges Shopping-Center
und KWIKSPAR die kleine Ausführung des Spar-Marktes, der in Südafrika recht
verbreitet ist.
Nachdem für das abendliche leibliche Wohl gesorgt ist, gehen
wir zum Strand und laufen uns dort wach und wieder müde.
Am Ende Strandes sieht man über sich erst die alte,
vielleicht erste Brücke/Straße, die vor langer Zeit gebaut wurde und ca. 100
Meter höher gelegen die nunmehr benutzte Straße, die N 2.
In Wilderness reihen sich viele sehr schöne Villen am Strand,
die auch teilweise als B & B angeboten werden.
Wir hatten geplant vor unserem Rückflug die letzte Nacht in
Stellenbosch zu verbringen und dort ein B & B gebucht. Doch gestern
erhielten wir ein E-Mail, dass das B & B auf Grund des Virus es geschlossen
sei.
Da Ende März fast schon das Saison-Ende des Tourismus in
Südafrika war, konnten wir kein B & B mehr finden, dass uns für unbestimmte
Zeit aufnehmen würde.
Also entschloss ich mich frühere Freunde, die wir über das
Golfspielen kennengelernt hatten, anzurufen und zu fragen, ob sie uns ihr Golf-Haus
in Somerset West bis zum Abflug nach Deutschland überlassen würden. Sie selbst
waren vor 2 Wochen bereits nach Deutschland zurückgeflogen. Die Antwort war ein
sofortiges „JA“ und der Mann, der ihr Haus während ihrer Monate langen
Abwesenheit betreute, gebeten uns das Haus zu öffnen und die Schlüssel zu
überlassen. Er kam auch sofort und machte uns mit wichtigen Details vertraut.
Es ist ein wunderschönes großes Haus in ausgezeichneter Lage mit Blick auf das Meer.
Aber mindestens so wichtig wie eine Unterkunft für die
nächsten Tage war eine ständige Interner-Verbindung, denn wir mussten
kommunizieren und E-Mails abrufen können, da dass Auswärtige Amt sich melden
würde.
Im Haus gab es zwar eine ständige Internet-Verbindung, aber
wir haben es mit vielen Anläufen nicht geschafft uns in dieses Netz
einzuklinken. Es war zum Verzweifeln.
Folglich blieb uns nichts anderes übrig, als eine
Alternative zu finden.
Andere Freunde, die ständig in Südafrika wohnen, rieten uns
bei der „Villa de Sued“ anzufragen. Das sind wiederum andere alte Bekannte, die
ein sehr schönes B & B, die Villa de Sued, in Somerset West, betreiben.
Susanne & Gerd, so heißen die Beiden, waren zuerst nicht von unserem
Anliegen angetan, denn sie hatten ihre Angestellten auch bereits nach Hause
geschickt, da die Saison beendet war. Doch letztendlich willigten sie unter der
Prämisse ein, dass wir uns selbst verpflegen müssen und es auch sonst keinen
Zimmerservice gibt.
Südafrika hatte inzwischen ein Einreise-Verbot aus
Deutschland und viele andere Länder verhängt sowie angekündigt ab 26.3. das
Haus oder die Wohnung nur für Arztbesuche und Einkäufe verlassen zu dürfen.
Da wir unseren Toyota RAV 4 noch hatten sind wir sofort nach
Woolworth gefahren um uns für mindestens 1 Woche einzudecken.
Am 25.3. bin ich dann allein zum Airport gefahren um unser
Auto wie vorgesehen abzugeben. Nach der Abgabe bin ich dann aus Neugier in das
Abflugterminal gegangen um zu sehen was dort los ist. Hier herrschte das Chaos,
hunderte Menschen drängten untere großem Lärm zu den Schaltern, hinter denen
meist niemand saß.
Ich habe mir dann ein Taxi genommen und bin zurück nach
Somerset West. Der Taxifahrer ein cleverer Bursche war, habe ich mir sein
Handy-Nr. geben lassen, denn wer weiß was uns noch bevorsteht.
Es folgte das Ausgehverbot, verbunden mit dem Verbot Alkohol
in den Geschäften zu verkaufen. Somit saßen wir auf hohem Niveau fest.
Verglichen mit vielen anderen Gestrandeten hatten wir wahrlich Glück so komfortabel
untergekommen zu sein, denn Alkohol gab es bei uns mehr als wir trinken
konnten.
Glücklicherweise grenzen an das B & B Villa de Sued die
Weinberge, sodass ich dadurch gewandert bin. Meine Mitinhaftierten sind auf dem
großen Grundstück des B & B herumgelaufen um zumindest ein wenig in
Bewegung zu bleiben.
Vom Auswärtigen Amt hörten wir am 30.3. das erste Mal, d.h.
die Botschaft in Pretoria fragt wieder, ob wir weiterhin an einer Rückholung
aus Südafrika interessiert sind und bittet um Anschrift des Aufenthaltsortes sowie
um den gewünschten Abflughafen Kapstadt oder Johannesburg.
Der Botschafter hat uns mit seinem Landsleute Rundbrief vom
2.4. über die Lage informiert und uns mitgeteilt, dass die südafrikanische
Regierung grünes Licht für Rückführungsflüge gegeben hat und somit ab morgen
erste Flüge vorgesehen sind. Teilnehmer dieser Flüge seien bereits
benachrichtigt, was für uns heißt, dass wir nicht dabei sind, denn wir haben
keine Nachricht erhalten.
Am 6.4. erhalten wir Nachricht, dass wir für die Rückführung
am 8.4. vorgesehen sind und detaillierte Instruktionen.
Wir müssen 2 Passierscheine mit unseren persönlichen Daten
ausstellen und gegebenenfalls bei einer Kontrolle einen der Polizei oder
Militär aushändigen.
Wir sollen den Reisepass werden der Fahrt zum Sammelpunkt
immer griffbereit haben.
Nur mit bestätigtem Flugschein der Botschaft wird uns Einlass
am Sammelpunkt gewährt.
Bis 16 Uhr sollen wir zum Sammelpunkt am Stadium in Kapstadt
sein.
Unserem Fahrer, der uns zum Sammelpunkt gebracht hat, müssen
wir einen Passagierschein aushändigen, damit dieser seine Fahrt dokumentieren
kann.
Unser B & B Mitinhaber Gerd hatte zwar anfänglich
Bedenken uns zu fahren, letztendlich sprach er sich Mut zu und fuhr uns.
Am Sammelpunkt angekommen wurden wir förmlich auseinander
getrieben um Abstand zu halten.
Dann ging es im Schneckentempo zur Temperatur-Kontrolle und
in eine große Halle, wo es 1 belegtes Brot und eine kleine Flasche Wasser gab.
Gegen 20 Uhr kamen Busse und wir fuhren dicht gedrängt zum
Flughafen. Das Einchecken ging verlief sehr zügig und schon saßen wir in der Maschine
nach München.
Im Flugzeug war verständlicherweise jeder Platz besetzt,
obwohl wir vorher auseinandergetrieben worden waren. Die Stewards waren
verkleidet als ob sie in einem Reinraum arbeiten würden. Sie trugen weiße
Kittel, weiße Kopfbedeckung, eine Maske und einen Schutzschirm und wir trugen
uns.
Der Speise-Service bestand dieses Mal aus einem Brötchen mit
Hühnchen oder Käse und Coca-Cola. Sonst wurde nichts, auch nicht gegen Entgelt,
angeboten. Glücklicherweise hatte ich das vorausgesehen und uns bei Susanne und
Gerd mit kleinen Whiskey-Fläschchen eingedeckt.
Bei Condor hatten wir zwar Flüge
Frankfurt-Kapstadt-Frankfurt gekauft, doch dieser Flug ging nach München.
Wir, d.h. Christine und ich entschieden sich für einen
Mietwagen nach Hause und Schwägerin und Schwager für den Zug.
Gegen 15 Uhr waren wir in Jugenheim und haben unseren BMW
abgeholt, damit wir den Mietwagen in Darmstadt abgeben konnten.
Damit war diese Reise beendet und Augustinus hätte bestimmt
hinzugefügt, dass dies besondere Seiten des Buches der Erde waren, die wir
gelesen haben.