Edgar Dürholt
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Im Frühsommer 1974 ging der Flug von Niigata nach Chaborowsk

Woher der Gedanke auch gekommen sein mag, aber mein Traum Mitte zu Beginn der 70iger Jahre war es einmal, den sibirischen Winter  kennen zu lernen. Da ich Anfang 1973 nach Japan kam, bot sich eine Reise von dort aus an. Wer mich kennt, weiß, dass ich auch durchführe was ich mir vorgenommen habe. Also begann ich schon im Herbst 1973 die Reise zu planen.

Natürlich fuhr ich als erstes in die russische Botschaft. Dort verstand niemand was ich in Sibirien wollte. Ihnen zu sagen, dass ich den Winter erfahren wollte war müßig, denn das hätten sie wohl nicht verstanden. Die Antwort war, ja grundsätzlich kann man ein Visa bekommen.

Mittlerweile hatten sich meine Pläne bis in die Mongolei ausgedehnt. Folglich fuhr ich in das Imperial-Hotel, um dort die Vertreter der Mongolei zu treffen. Es gab keine mongolische Botschaft mit einem eigenen Gebäude, sondern die Vertretung residierte im Imperial-Hotel. So saß ich dann mit zwei Vertretern des mongolischen Staates auf deren Bett und befragte sie nach den Reisebedingungen.  Hier wurde schnell deutlich, dass man überhaupt nicht an einzelnen Touristen interessiert war, ausgenommen Jägern, die bereit sein mussten mindestens US $ 10.000,- für den Abschuss einiger Tiere zu zahlen. Die Herren waren jedoch so freundlich mir zu verraten, dass es ein Reisebüro in Japan gäbe, dass einmal im Jahr eine Reise für 4-5 Personen als Gruppenreise organisieren dürfe.

Als nächstes fragte ich in der chinesischen Botschaft nach der Bahnfahrt von Ulan Bator nach Peking. Dort gibt es eine Zugverbindung, die ursprünglich aus Russland über die Mongolei nach Peking führt und mit wunderbaren alten Waggons bestückt ist. Die Chinesen konnten sich einen Passagier,  einen Deutschen, der in Tokyo wohnt und über Ulan Bator nach Peking reisen wollte, damals wirklich nicht vorstellen.

Da Aufgeben nicht zu meinen Tugenden zählt, habe ich mich an das Reisebüro gewandt, das mir die Mongolen empfohlen hatten. Die einzige Reise des Jahres in die Mongolei über Sibirien findet allerdings nicht im Winter statt, sondern da man im Winter in der Mongolei schon gar nichts anfangen kann, im Sommer. Damit war mein sibirischer Wintertraum zerstoben und ich musste mich notgedrungen mit der Sommeralternative Sibirien/Mongolei zufrieden geben.

Im Frühsommer 1974 fuhren 6 Menschen in Richtung Niigata, um dort das Flugzeug nach Chabarowsk zu besteigen. 1974 hatten Russland und Japan offensichtlich noch eine Reihe Probleme mehr miteinander, denn die russische Staatslinie Aeroflot hatte in Tokyo keine Landerechte, die kamen erst Jahre später. Also fuhr ich mit dem Nachtzug nach Niigata, denn am Morgen des nächsten Tages sollte es auf die Reise gehen.

Am Morgen traf sich der japanische Reiseleiter mit seiner Gruppe zum ersten Mal.

Der zweite Teilnehmer war eine Japanerin, die die mongolische Sprache studierte. Sie sah auch etwa so aus wie man sich jemanden vorstellt, der Mongolisch studiert, wenn das überhaupt möglich ist.

Der dritte Teilnehmer war ein buddhistischer Mönch, der die zugänglichen Kloster in Ulan Bator besuchen wollte.

Die vierte Teilnehmerin war eine amerikanische Lehrerin, die auf einer der US Basen lehrte.

Der fünfte war ein ca. 80jähriger Japaner, ca. 150 cm groß, der vor 50 Jahren mit einer Kamelkarawane von Peking nach Ulan Bator gereist war.

Der Sechste im Bunde war ich, ein sich für zu viele Dinge Interessierender.

Die Aeroflot Maschine war mir nicht ganz ungeläufig, denn in 1972 waren wir mit der Aeroflot von Düsseldorf nach Sotschi über Kiew geflogen. Da ich 1972 in der Ausbildung zum PPL Private Pilot war und auch einen Ausweis der Lufthansa diesbezüglich besaß, fragte ich auf diesem Flug, ob ich ins Cockpit kommen könne. Im Cockpit stand ich Arm in Arm bzw. Arm über der Schulter mit dem Bordingenieur, der auch keinen eigenen Sitzplatz hatte, und hielten uns gegenseitig fest. Die Crew fragte mich nach meinem Gehalt usw. und wir beide standen während des Anfluges und der Landung Arm über der Schulter hinter dem Piloten und Co-Piloten.

Die Besatzung des Fluges nach Chabarowsk war wie man sich damals eine Sowjetische Crew vorstellte, d.h. sehr Service orientiert. Der Board Verkauf bot mir etwas an, das mich noch viele Jahre faszinieren sollte. Dies war eine winzige wunderbare Hand bemalte russische Lackdose von 20 x 30 mm.

Chabarowsk, die Hauptstadt der russischen Region Chabarowskij Kraj an der Mündung des Ussuri in den Amur, ist ein bedeutendes Industriezentrum an der Transsibirischen Eisenbahn mit Eisen- und Stahlindustrie, Ölraffinerien, Fahrzeugbau, Maschinenbau und Holz verarbeitender Industrie. Die Stadt hat mehrere Hochschulen, u. a. eine medizinische Akademie und eine Pädagogische Hochschule sowie einige Museen und Theater. Die Stadt wurde 1858 als Militärstützpunkt gegründet und wuchs nach dem Anschluss an die Transsibirische Eisenbahn im Jahr 1905 rasch an. Die Einwohnerzahl beträgt heute etwa 608 000.

Der Amur, in China Heilong Jiang genannt, der durch den Zusammenfluss von Schilka und Argun gebildet wird, fließt zunächst nach Südosten und bildet auf einer Länge von fast 1900 Kilometern die Grenze zwischen Russland und China. Dann wendet er sich bei Chabarowsk nach Nordosten und fließt in der Nähe von Nikolajewsk in den Tatarensund am Ochotskischen Meer. Mit einer Länge von 2874 Kilometern ist der Amur einer der großen Ströme der Welt. Einschließlich des Quellflusses Argun hat das Flusssystem eine Gesamtlänge von etwa 4416 Kilometern. Der Amur ist auf seiner gesamten Länge schiffbar, der Schilka bis nach Sretensk. Im Winter verhindert die Eisbildung die Schifffahrt für etwa sechs Monate. Die größten Nebenflüsse sind Seja, Bureja, Sungari und Ussuri. Bedeutende chinesische Städte am Amur sind Aihui (Heihe) und Tongjiang (Tungchiang), die wichtigsten russischen Städte Blagoweschtschensk, Chabarowsk, Komsomolsk und Nikolajewsk.

Noch heute sehe ich jene Stelle vor mir, an der ich auf einer Bank am Amur sitze und hinüber nach China schaue.

Vor dem Intourist Hotel warten schon Leute, die uns fragen, ob wir etwas zum Verkaufen haben. Einer ist dabei, der meinen sehr preiswerten, allerdings mit Nieten übersäten Gürtel aus Kunstleder sieht und sofort verrückt danach ist! Allerdings bin ich nicht bereit, ihm meinen Gürtel zu verkaufen, denn die Reise hat gerade erst begonnen und ohne Gürtel geht es sich nicht so gut. Zu guter letzt bietet er eine Hotelangestellte für den Gürtel, doch keine, die er fragt, will ihm den Gefallen tun. Um das Groteske zu Ende zu bringen, habe ich ihm den Gürtel geschenkt, allerdings erfolgte die Übergabe erst nach meiner Rückkehr aus der Mongolei. Der Kerl war wahrhaftig 2 Wochen später  am Hotel, um sich den Gürtel abzuholen!

Chabarowsk ist nicht unbedingt eine schöne Stadt und das Zentrum liegt um das Hotel herum. Eine der Sehenswürdigkeiten soll der Morgenmarkt sein. Also beschließe ich, mir den anzusehen und etwas zu filmen. Man müsse sehr früh dort sein, um noch gefüllte Verkaufsstände zu sehen, wurde mir erklärt. Somit war ich 6 Uhr morgens am Markt. Es gab nach unserem Verständnis nun wirklich nichts zu sehen, denn jede Menge Gurken und Tomaten sind ja nichts Besonderes. Allerdings sah ich plötzlich ein paar Dutzend Leute auf einen anfahrenden Lastwagen zulaufen. Neugierig zog es mich in Richtung Lastwagen, wo die Leute sich mittlerweile in einer Schlange aufgereiht hatten. Es waren Kartoffeln auf dem Lastwagen! Nichts Besonderes sollte man meinen, aber offensichtlich nicht im Sommer in Russland! Da es sonst nichts Erwähnenswertes zu filmen gab, hielt ich meine Kamera auf die Schlange, die für Kartoffeln anstand. Ich hatte noch nicht ganz den Finger am Schalter, da sah ich eine Hand auf meine Linse zukommen, die mir die Kamera auch noch wegreißen wollte. Natürlich habe ich mich gewehrt und den älteren Herren, zu dem die Hand gehörte, gefragt, was das solle. Er antwortete in Russisch, was ich natürlich nicht verstand, und versuchte weiter sich meiner Kamera zu bemächtigen. Nun schauten mittlerweile einige Leute dem Schauspiel zu. Da ich nicht wusste wie ich mich seiner erwehren konnte, schlug ich vor, gemeinsam zur Polizei zu gehen, um klären zu lassen, ob ich die Schlange filmen durfte. Natürlich hatte ich nicht vor zur Polizei zu gehen, aber ich wusste, dass das Polizeigebäude nicht weit von meinem Hotel am gleichen Platz lag. Auf dem Weg dorthin forderte dieser Mann noch ein paar Bauarbeiter auf uns zu begleiten, damit ich nicht weglaufen könne. Die Männer gingen etwa 500 m mit uns, doch dann haben sie offensichtlich gemerkt wie grotesk das Ganze war und sind umgekehrt. Auf dem Platz angekommen bin ich dann auf unser Hotel zugesteuert und er hinter mir her. Im Hotel habe ich nach unserem russischen Reisebegleiter für den Ort gefragt und ihm mein Erlebnis erzählt. Daraufhin hat dieser sich des Herren angenommen, der mich vom Filmen abhalten wollte und hat diesem lautstark die Leviten  gelesen. Daraufhin zog dieser geknickt von dannen, obwohl er doch nur die Schande nicht filmen lassen wollte. Übrigens sprach dieser ältere Mann Deutsch, wie sich herausstellte. Reiseleiter waren zur damaligen Zeit immer auch Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes, daher erklärte sich auch die Art wie er mit dem Mann redete!

Weiter geht unsere Reise mit dem Flugzeug von Chabarowsk nach Irkutsk.

Wieder wohnen wir in einem Intourist Hotel, so scheinen damals alle Hotels in Russland geheißen zu haben.

Nach einem Abendessen blieb ich noch sitzen, um etwas zu trinken. Es dauerte nicht lange und es kamen zwei Männer, die fragten bzw. durch Gesten zu verstehen gaben, ob sie am Tisch Platz nehmen dürften. Nach meiner Zustimmung setzten sie sich und redeten miteinander ununterbrochen für etwa eine Stunde. Dann haben sie mich plötzlich entdeckt und bieten mir ein Wasserglas mit Wodka an. Ich mag eigentlich überhaupt keine starken Getränke, doch was sollte ich machen, denn dieses einem Russen zu erklären, wäre mir nicht leicht gefallen. Also habe ich mein erstes Wasserglas voll mit Wodka getrunken, etwa 100 gr. Die Russen trinken in Gramm und nicht in Millilitern! Außerdem nippt man nicht an seinem Glas, sondern schüttet den Inhalt die Kehle runter. Die ersten 100 gr. brannten ganz schön, danach brannte nichts mehr!

An einem anderen Abend sehe ich, wie jemand versucht nach der Öffnungszeit noch in das Lokal zu kommen, als ich noch drin sitze. Die Kellnerin ist jedoch unerbittlich und schlägt ihm die Türe vor der Nase zu. Das nennt man in Russland Service. Ich gehe also zur Tür und frage ihn auf Englisch, was er will. Es stellt sich heraus, dass er gerade ein nettes Mädchen getroffen hat, das er etwas gewillter stimmen möchte, und zwar mit Champanskaya! Natürlich muss man in einer solchen Situation behilflich sein. Also besorge ich ihm den Champanskaya von der Kellnerin und reiche ihn nach draußen. Freudig bedankt er sich und sucht nach seiner neuen Liebe. Als ich ein wenig später auch das Restaurant verlasse, sitzt der Kavalier allein in der Lobby des Hotels mit der Flasche im Arm. Die Freundin hatte wohl nicht mehr an ein Gelingen geglaubt und war gegangen. Als er mich sah, rief er mich zu sich und wir tranken die Flasche Champanskaya in der Lobby des Hotels. Gläser hatten wir nicht. Der junge Mann sprach etwas Englisch und er war Pilot einer kleinen Maschine, die er durch Sibirien flog. Er zeichnete mir auch seine Flugstrecke auf, die ich sowieso nicht kannte, doch zerriss er das Papier sofort wieder. Aus Spionagegründen?!

An einem anderen Abend stehen drei junge Leute im Regen vor der Hoteltür. Es regnet dogs and cats.  Ich gehe hin zu ihnen und sie bitten mich, mit ihnen nach  Hause zu fahren, denn sie möchten mit mir über einen Tauschhandel reden. Also fahren wir in einem russischen Taxi zu ihnen, allerdings sind wir alle durchnässt bis wir es haben. Die Fahrt in eine dunkle Vorstadt dauert ca. 30 Minuten. Alles ist dunkel, es gibt keine Straßenlaternen mehr, so weit sind wir raus gefahren.  Das Treppenhaus im Wohnblock der Eltern ist dunkel, war wohl auch besser so, denn was man in russischen Treppenhäusern alles sieht, entzückt das Auge nicht. Bevor wir die Wohnung betreten, geht ein junger Mann erst alleine rein und schiebt die Eltern ins Schlafzimmer ab.

Nun haben wir Platz in der Küche und sitzen auf einem Feldbett zu viert.

Wir sprechen über mögliche Tauschwaren, doch alles was sie anzubieten haben ist wirklich nicht von Interesse. Selbst einen Samowar können sie nicht besorgen. Allerdings möchten sie eigentlich alles haben was ich anhabe, einschließlich meiner Breitling Armbanduhr. Sie sprechen nur Russisch und ich Deutsch bzw. Englisch.

Mit einem Wörterbuch geht es mühselig, aber nach mehrmaligem Hin- und Herblättern für jedes Wort gelingt es uns einander zu verstehen. Wir sitzen 3 Stunden bis nach Mitternacht auf dem Bett. Ich verspreche sie auf der Rückreise zu treffen und ihnen Sachen zu schenken. Sie bringen mich mit einer Straßenbahn in das Hotel zurück und es kam mir wie eine nicht endend wollende Fahrt vor. Das  junge Mädchen, eine von den Dreien, war sehr hübsch und zierlich, etwas was bei russischen Frauen nicht so häufig vorkommt. Sie arbeitete auf einer Kolchose in der Küche. Auch diese 3 waren nach meiner Rückkehr aus der Mongolei am Hotel und haben sich ihre versprochenen Kleidungsstücke abgeholt.

Der nächste Abschnitt der Flugreise geht von Irkutsk nach Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei.

Auf einer Stadtrundfahrt wird uns stolz ein Panzer vorgestellt, der beim Einzug der Truppen im 2. Weltkrieg in Berlin mit dabei war. Hinter großen Planen werden die Elendsviertel  versteckt. Wir haben nur einen kleinen Blick hinwerfen können, es sah furchtbar schmutzig aus. Hoch über der Stadt gelegen wurde ein riesiges Kriegerdenkmal im Kolossalstil errichtet, es zeigt Szenen aus dem Krieg und das Zertrampeln des 1000jährigen Reiches. Hier steht noch Stalin auf seinem Sockel, denn der mongolische Führer und Stalin haben sich wohl gut verstanden, wohingegen Stalins Denkmäler auf russischen Plätzen verschwunden sind. Als kleines Souvenir habe ich zwei mongolische Trinkgefäße aus Kupfer versilbert erstanden.

Von Ulan Bator aus ging es nach Karakorum, der einstigen Hauptstadt des Dschingis Khan.

Bereits das Flugzeug war sehenswert, um nicht zu sagen museumswert, nämlich eine richtig alte russische Maschine. Wir stiegen über eine Eisenleiter in die Kabine. Eine etwas ungewöhnliche Art ein Flugzeug zu besteigen. Außer uns saßen nur Mongolen in deren Trachten im Flugzeug. Wir saßen verteilt in der etwa 30 Leute fassenden Maschine. Ich saß ganz vorne rechts am Fenster, neben mir ein Mann. Manche der Leute hielten große Einmachgläser in Händen, worauf ich mir im Moment noch keinen Reim machen konnte. Anschnallgurte gab es, sodass wir uns sichern konnten. Nach wenigen Minuten rollten wir nach einer total unverständlichen, obwohl auch in Englisch vorgebrachten Ansage, los und hoben nach wenigen hundert Metern ab. Schon kurz nach dem Start sollte ich nun auch eine Erklärung für die Einmachgläser erhalten, denn nunmehr hielten die Passagiere die Gläser vor dem Mund und erbrachen sich ins Glas. Mein Nachbar war leider nicht im Besitz eines so hilfreichen Glases, musste sich aber trotzdem erbrechen und formte mit seinen beiden Händen eine Mulde, in die er sich erbrach. Als die Mulde gefüllt war, ergoss sich alles weitere über seine Hände in Richtung Bekleidung. Es war einfach „köstlich“ dies mit an zusehen! Man kann sich leicht vorstellen, wie es in einem Flugzeug mit 25 Passagieren riecht, in dem sich etwa 20 Menschen erbrechen und dies auch über ihre schönen Gewänder. Weiter möchte ich diesen Flug nicht ausmalen, denn sonst wird mir im nachhinein noch schlecht, obwohl ich es damals ohne mich selbst zu übergeben, überstanden habe. Die Nachfahren der Krieger des Dschingis Khan mögen ja gute und sichere Reiter sein, aber in Flugzeugen fühlen sie sich offensichtlich noch nicht wohl.

Wir müssen wohl in der Nähe eines Landeplatzes sein, denn das Flugzeug sinkt und landet auf einem Gelände, das überhaupt nicht nach Flugplatz aussieht und wie sich herausstellt, auch keiner ist, sondern einfach mitten in der Pampa. Der Pilot weiß schon wo er landen kann! Aus dem Fenster schauend erblicke ich natürlich sofort mongolische Reiter und denke was die wohl hier machen. Doch bei näherer Hinsicht stellen sich die Männer auf ihren Pferden als Bodenpersonal des Flugplatzes heraus. Als die Motoren, wir hatten zwei, abgestellt sind, kommen die Reiter näher, öffnen unsere Tür, schauen in die Benzintanks und besichtigen das Flugzeug rundherum, allerdings ohne einmal vom Pferd zu steigen! Das war ein Novum für mich, aber vielleicht kann man das vom Pferd genau so gut erledigen?!

Dschingis Khan’s ehemalige Hauptstadt Karakorum ist so gut wie nicht mehr existent, lediglich eine große steinerne Schildkröte (ca.1 x 2 Meter) stand dort, wo einst die Zelte der Krieger standen.

Umgeben von einer hohen weißen Mauer sind in der Nähe die Überreste mehrerer Klostergebäude (Kloster Erdeni Dzu), die teilweise renoviert wurden, aber nicht als Kloster „in Betrieb“ sind.

Dschingis Khan

Dschingis Khan, eigentlich Temudjin („der Schmied”; 1162 oder 1167 bis 1227), mongolischer Eroberer und Begründer des mongolischen Weltreiches, das sich vom Chinesischen Meer bis nach Europa erstreckte. Dschingis Khan wurde in der Nähe des Baikalsees in Russland als Sohn eines mongolischen Stammesfürsten geboren. Im Alter von etwa 13 Jahren folgte er seinem Vater als Stammesfürst nach. Er schlug Aufstände unter seinen Untertanen nieder und unterwarf ab etwa 1188 mongolische und türkische Nachbarstämme. 1206 hatte er beinahe die gesamte Mongolei unter seine Herrschaft gebracht; auf einer Versammlung der unterworfenen und der verbündeten Stammesfürsten ließ er sich den Titel Dschingis Khan (chinesisch chêng-sze, „edler Krieger”, türkisch khan, „Herr”) übertragen. Karakorum machte er zu seiner Hauptstadt.

Anschließend wandte sich Dschingis Khan der Eroberung Chinas zu, um, wie es heißt, seine Pferde auf den fruchtbaren Weiden Chinas grasen lassen zu können. Bis 1208 hatte er sich auf der chinesischen Seite der Großen Mauer eine Ausgangsbasis für seine weiteren Eroberungszüge geschaffen. 1211 führte er seine Truppen Richtung Süden und Westen in das von der Chin-Dynastie der Dschurdschen beherrschte Gebiet und drang bis zur Halbinsel Shandong vor. 1215 nahm er Peking, das letzte Bollwerk der Chin-Dynastie in Nordchina, und 1219 fiel auch die Koreanische Halbinsel an die Mongolen.

1219 wandte sich Dschingis Khan aus Vergeltung für die Ermordung einiger mongolischer Kaufleute westwärts gegen Chorasan, ein türkisches Großreich im heutigen Irak und Iran. Die Mongolen fegten plündernd durch Turkestan und veranstalteten wahre Blutbäder; mit ihren Plünderungsaktionen in den Städten Buchara und Samarkand begründeten sie ihren Ruf als grausame, brutale Krieger. Im heutigen Nordindien und Pakistan nahmen die Mongolen die Städte Peshawar und Lahore und die umliegenden Gebiete ein. Etwa um diese Zeit lehrten muslimische Berater Dschingis Khan, die Städte als Quelle des Wohlstands zu schätzen. 1222 drangen die Mongolen bis in die Ukraine vor, besiegten die Russen und plünderten die Gebiete zwischen Wolga und Dnjepr sowie vom Persischen Golf bis fast hinauf zum Nordpolarmeer.

Nicht nur die Menge seiner Eroberungen bestätigten die Größe des Khans als Heerführer, sondern auch die exzellente Organisation, Disziplin, Leistungs- und Anpassungsfähigkeit seines Heeres. Zudem war Dschingis Khan ein herausragender Staatsmann; er schuf in seinem Reich unter Einbeziehung persischer und chinesischer Einflüsse eine straffe Verwaltung und übte religiöse Toleranz. Dschingis Khans Reich war so gut organisiert, dass es den Ruf genoss, Reisende könnten es ohne Gefahr von einem bis zum anderen Ende durchqueren. Feinden gegenüber ließ Dschingis Khan jedoch völlig ungezügelte Grausamkeit walten, Massenhinrichtungen waren an der Tagesordnung. Nach seinem Tod am 18. August 1227 wurde das Mongolische Reich unter seinen Söhnen Ögädäi, Dschagatai und Tului und seinem Enkel Batu Khan aufgeteilt.

 

Wir übernachten erstmalig in einer Jurte

Jurte (türkisch: Wohnort, Ansiedlung), Filzzelt, im mongolischen Bereich auch ger oder ger esgii genannt, in verschiedenen Varianten gebräuchliche, leicht zu transportierende traditionelle Behausung der turk- und mongolischsprachigen Steppennomaden Eurasiens.

Die Seitenwände von Jurten, deren Durchmesser bis zu 30 Meter erreichen können, bestehen aus einer elastischen Scherengitterkonstruktion mit Riemenhalterung, darauf wird ein kuppelförmiges Dach auf einem hölzernen Dachkranz befestigt. Über diese Konstruktion werden für Wind undurchlässige, Wasser abweisende Filzbahnen aus Schafwolle gebreitet, die man fest verschnürt. Der Innenraum einer Jurte ist u. a. nach Frauen- und Männerbereichen gegliedert, die traditionelle Raumkonzeption orientiert sich zudem nach den Haupthimmelsrichtungen.

Allerdings ist unsere Jurte nicht in Frauen- und Männerbereich aufgeteilt, sondern die Frauen und wir Männer haben je eine Jurte für sich.

Das „Dorf“ besteht aus vielleicht 10 Jurten. Auf dem Pfad zwischen den Jurten liegen vertrocknete halbe Pferdebeine und ein Pferdeschädel herum. Ein alter Mann sitzt an einem Holzpfahl und raucht ein Pfeifchen.

Am übernächsten Tag bringt uns das Flugzeug weiter in den Süden an die Grenze zu China, in die Nähe von Dandzadgad. Dort besteht unser Zeltdorf aus drei Zelten inmitten der Wüste.

An einem späteren Nachmittag gehe ich ganz allein in die Gobi bis Zelte kaum noch sichtbar sind. Es war ein seltsames Gefühl dort allein mitten in der Wüste Gobi zu stehen, mit einem Fernblick so weit das Auge reicht und nichts, kein Baum oder Strauch so weit man blicken kann. Und doch gibt es Leben in der Wüste. Ein etwa 3 cm langer Käfer ist hin und wieder zu sehen und auch vertrocknete Grashalme, etwa alle 100 cm einer, sonst nur kleine Steine und Sand.

Von diesem Lager aus besuchen wir eine Kamelkolchose und trinken einen Becher Kamelmilch.  Die sieht nicht nur ziemlich dickflüssig aus, sondern ist es auch, fast wie Joghurt und damit nicht ganz leicht zu trinken.

Des weiteren besuchen wir eine Pferdekolchose und natürlich wird uns Pferdemilch angeboten. Die wiederum ist bitter und dünnflüssig. Nachdem uns eine Gruppe junger Kerle Reiterkunststücke vorgeführt hat, nimmt einer

der Reiter 1 Liter Pferdemilch und trinkt das Gefäß in einem Zug aus!

Auf dem Rückweg bleiben wir noch zwei Nächte in Ulan Bator. Wir werden in Kloster eingeladen und unterhalten uns mit einem Lama, wohl weil wir ja auch einen Shinto Priester dabei haben. Die Jurte des Lama war wunderschön mit vielen Heiligtümern geschmückt. Während unserer Audienz erzählte er uns ein wenig über das Kloster, das Einzige das 1974 in Betrieb sein durfte in der gesamten Mongolei.

Im Hotel treffen wir eine Gruppe Ossis. Es war schon interessant mit anzusehen, wie diese miteinander umgingen, denn einer von ihnen ist mit Sicherheit ein Spitzel von der Stasi, doch keiner weiß wer es ist! Dies weiß jeder und entsprechend vorsichtig verhalten sich alle, z. B. bloß nicht mit dem Wessi reden. Eine junge blonde und hübsche Klavierlehrerin und ihre Mutter waren die Ausnahme und sie unterhalten sich mit mir.

In jedem Hotel, in dem ich schon war, habe ich auch die Bar aufgesucht. So auch dieses Mal. Diese hier war so dunkel, dass man wirklich fast nichts sehen konnte. Die Kerle, die darin saßen, sahen alles andere als vertrauenswürdig aus, eher wie Ganoven übelster Sorte. Das Inventar sah „sehr einladend“ aus und war weitgehend aus Plastik, was mich auch veranlasste schnell wieder das Weite zu suchen.

Von Ulan Bator fliegen wir wieder nach Irkutsk. Hier erwarten mich die Drei, mit denen ich mich drei Stunden mit Wörterbuch unterhalten hatte, um die Sachen abzuholen, die ich ihnen versprochen hatte.

Unsere kleine Reisegruppe fliegt ohne mich nach Japan zurück und ich werde ab Irkutsk mit der Sibirischen Eisenbahn über Chabarowsk nach Nachodka fahren.

Ich habe mir ein Zweierabteil für mich allein gebucht, da ich ja filmen möchte, obwohl dies verboten ist. Aber da die Tür kein Fenster hat und abschließbar ist, kann ich eigentlich fast ungestört filmen.

Die Fahrt dauert 4 Nächte bis Chabarowsk und dann noch 1 Nacht bis Nachodka. Der Zug nach Nachodka sieht sehr gut aus, edles Holz und Messingbeschläge an Türen und Fenstern. Diese Waggons wurden zu einer anderen Zeit gebaut und nicht im Russland des Jahres 1974.

Es war zugegebenermaßen eine ziemlich langweilige Eisenbahnfahrt, denn zu sehen sind immer wieder Birkenwälder und riesige Weiten. Zu zweit wäre die Fahrt sicher kurzweiliger gewesen. Es wird nur an wenigen Bahnhöfen auf diesem Teil der Strecke angehalten. Dort werden dann regelmäßig Tomaten und Gurken angeboten. Davon scheint es Berge zu geben, denn die werden von den Leuten im Garten angebaut.

Manchmal fährt der Zug so langsam, obwohl insgesamt 3 Lokomotiven den Zug ziehen, dass Leute aussteigen und nebenher gehen bzw. Beeren pflücken. Die Brücken und Tunnel sind alle von Soldaten bewacht. Die Russen und Chinesen mögen sich im Moment nicht so sehr und es ist zu Schießereien auf Inseln in der Mitte des Amur gekommen, die beide Seiten für sich beanspruchen. Die Transsibirische Eisenbahn ist ein sehr wichtiger Transportweg und muss unter allen Umständen fahrtüchtig bleiben.

Mehrmals am Tag, d.h. 3 x am Tag gehe ich in Richtung Restaurantwagen. Dies ist immer etwas Besonderes, denn es führt mich an den Abteilen der Holzklasse vorbei. Die Insassen dieser Abteile werden von Tag zu Tag unansehnlicher, da wahrscheinlich seit Tagen nicht gewaschen. Außerdem stehen unter den Pritschen Pinkelpötte, die furchtbar stinken.

Jeder Waggon hat eine Waggonbegleiterin, die auch für die Teezubereitung zuständig ist. Ein Glas Tee kostet umgerechnet DM 0,05 und schmeckt hervorragend. Trotzdem bin ich froh als wir in Nachodka angekommen sind.

Transsibirische Eisenbahn, heißt die Eisenbahnstrecke, die von Moskau durch Sibirien zum Pazifikhafen Wladiwostok führt. Mit ihrer Planung wurde in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts begonnen, teilweise aus militärischen Erwägungen und zum Teil auch aus ökonomischen Gründen (u. a. Erschließung von Bodenschätzen). Geplant war ferner, die damals unberührten, aber kultivierbaren Regionen im Osten zu erschließen, was die ländliche Überbevölkerung im europäischen Teil Russlands entlasten sollte. Große Bedeutung besaß auch die Verbindung zu den Pazifikhäfen, die neun Monate im Jahr eisfrei sind.

Der entscheidende Anstoß zur Verwirklichung der Pläne ging von Zar Alexander III. aus. Bereits 1890 war die Bahnstrecke etwa 2 000 Kilometer östlich Moskaus bis nach Tscheljabinsk hinter dem Ural vorgedrungen. Von 1891 bis 1892 begann hier und am Wladiwostoker Ende der Strecke der Bau der Transsibirischen Eisenbahn. 1896 war die westsibirische Strecke (Sapadno-Sibirskaja-Bahn) fertig gestellt. Sie führte von Tscheljabinsk über Kurgan, Petropawlowsk und Omsk zum Ob. 1893 wurde am rechten Ufer des Ob die Stadt Nowonikolajewsk, die heutige Millionenstadt Nowosibirsk, gegründet. 1898 stieß man bis Krasnojarsk am Jenissej vor. Die über den Fluss führende Brücke war fast einen Kilometer lang. 1899 war Irkutsk am Baikalsee erreicht. Der weitere Streckenbau südlich des Sees gestaltete sich zunächst schwierig, sodass einige Jahre lang Fähren für den Transport über den See sorgten.

Die östlich des Baikalsees ausschließlich auf russischem Territorium verlaufende Strecke wurde von 1908 bis 1916 erbaut. Die Kosten pro Kilometer waren hier doppelt so hoch wie bei allen anderen Abschnitten der Transsibirischen Eisenbahn. Bis zur Fertigstellung der Bahnlinie erfolgte die Weiterreise von Sretensk aus mit Schiffen auf dem Amur bis zum 1860 gegründeten Chabarowsk. Die Amurverbindung, d. h. die Strecke Sretensk–Chabarowsk, war 1916 fertig. Chabarowsk liegt über 8500 Bahnkilometer von Moskau entfernt. Hinter Ulan-Ude zweigt die in den vierziger Jahren fertig gestellte Linie über Ulan Bator durch die Mongolei nach Peking ab.

Die Strecke Wladiwostok–Chabarowsk (Ussuri-Strecke) wurde 1891 begonnen und 1897 fertig gestellt. Die Bedingungen für den Bau waren besonders hart, auch hier fielen viele Arbeiter Seuchen zum Opfer. Bis 1916 wurde der Amur mit Hilfe von Fähren überquert, erst danach war eine mehr als zweieinhalb Kilometer lange Brücke fertig. Damit war die Eisenbahnstrecke Moskau–Wladiwostok durchgängig befahrbar.

Die Streckenführung war lange Zeit eingleisig und erst ab 1938 zweigleisig. 1933 begann die Elektrifizierung und 1984 war die gesamte Strecke durchgehend mit elektrischen Oberleitungen versehen. Die Energie stammt zum Teil aus Wasserkraft der sibirischen Flüsse.

Auf der transsibirischen Strecke werden neben Personen auch Güter transportiert. Zu den wichtigen Frachtgütern gehören u. a. Bodenschätze und Frischprodukte. Letztere erfordern aufgrund der weiten Entfernungen ein großes Aufgebot an Kühlwagen.

Bis zur Russischen Revolution von 1917 hatte die Internationale Schlafwagengesellschaft einen Vertrag mit dem Zaren, einen luxuriösen Transsibirien-Express zwischen Moskau und Harbin in der Mandschurei zu betreiben. Damals dauerte die Reise neun Tage. Heute brauchen die mehrmals täglich fahrenden Personenzüge für die Strecke Moskau–Wladiwostok acht Tage. Mit einer Länge von  9289 Kilometern (zwischen Moskau und Wladiwostok) ist die Strecke der Transsibirischen Eisenbahn die längste Eisenbahnstrecke der Erde.

1935 begann man mit dem Bau einer parallelen, weiter nördlich gelegenen Bahnstrecke, der Baikal-Amur-Magistrale (BAM). Diese Strecke zweigt bei Taischet von der Transsibirischen Eisenbahn ab und führt über Bratsk und Ust-Kut, berührt das nördliche Ufer des Baikalsees, führt weiter über Tschara, Tynda (hier schließt eine Verbindung nach Süden zur Transsibirischen Eisenbahn an und eine Abzweigung nach Norden Richtung Nerjungri– die geplante Verlängerung bis Jakutsk wurde bisher nicht verwirklicht), über Urgal und Komsomolsk (hier gibt es jeweils eine weitere Verbindungsstrecke nach Süden) nach Sowjetskaja-Gawan am Pazifischen Ozean, von wo aus es eine Fährverbindung zur Insel Sachalin gibt. Die Strecke der BAM misst über 4000 Kilometer. Durch den 2. Weltkrieg unterbrochen, wurden die Bauarbeiten erst in den siebziger Jahren wieder aufgenommen und 1984 endgültig abgeschlossen.

Auch der Bau der BAM erfolgte unter extremsten Bedingungen. Der größte Teil der Strecke liegt im Bereich des Permafrostes. Die Temperaturen schwanken zwischen

-50 °C im Winter und +40 °C im Sommer. Die Trasse führt durch mehrere Gebirge und weite Sumpfgebiete. Über 2000 Brücken mussten gebaut, viele erdbebensichere Tunnel angelegt werden. Entlang der Strecke wurden zahlreiche neue Städte gegründet. Durch die BAM wurden bedeutende Steinkohle-, Eisenerz- und andere Lagerstätten verkehrstechnisch erschlossen. Die Strecke ist weiterhin für den Containerverkehr zwischen Europa und Japan wichtig, angestrebt sind Laufzeiten von 20 Tagen.

Nachdem ich nunmehr in Nachodka angekommen war, der Zug fuhr nicht nach Wladiwostok, da dort der Hafen der russischen Pazifikflotte ist und somit vor Spionen geschützt werden musste, fuhr ich direkt zu dem Schiff, das mich nach Japan bringen sollte.  Wladiwostok war eine so genannte geschlossene Stadt.

Vom zivilen Hafen Nachodkas ging es mit dem Schiff nach Yokohama, und zwar mit der Felix Dhershinsky, einem alten deutschen Schiff, das zum Kriegsende konfisziert wurde. Ich habe mir die alten riesigen MAN Motoren im Schiffsleib angesehen.

Als wir vor der Durchfahrt zwischen den japanischen Inseln Hokkaido und Honshu ankommen, ist ein Taifun gerade erst abgezogen und entsprechend ist der Wellengang, da die Ausläufer noch kräftig mitmischen. Ich sitze an der Bar im Bug des Schiffes und will mir etwas bestellen, als mein Nacken langsam steif wird. Das Schiff rollt und mein Nacken scheint auch zu rollen und mir wird es schwindlig. Also bestelle ich meinen Drink wieder ab und gehe zu meiner Kabine, die etwa in der Mitte des Schiffes liegt. Auf meinem Bett geht es mir sofort besser und deshalb mache ich mich wieder auf zur Bar, um nach kurzer Zeit wieder dieses Gefühl im Nacken zu spüren. Nun gehe ich aber nicht direkt in meine Kabine, sondern auf Deck und halte mich Mitschiffs an der Reling fest. Der Nacken entspannt sich zwar ein wenig, doch ist es viel zu stürmisch, um es länger auszuhalten. Bleibt also nur wieder die Kabine.

Ca. 28 Jahre später werde ich häufig nach Dhershinsk mit dem Zug fahren, denn so heißt die Stadt, 7 Stunden Zugfahrt östlich von Moskau, direkt neben Nishni Nowgorod, in der ich ein Joint Venture aushandelte und in dessen Folge ich eine Fabrik bauen sollte.